von Ray Schilling, Arzt und Autor von 4 Büchern.
- Die Hormonveränderungen haben Konsequenzen.
- Testosteron-Mangel beim Mann verursacht Müdigkeit, Antriebsarmut und Abgeschlagenheit. Das Gehirn wird durch Testosteron stimuliert; wenn Testosteron fehlt, sind auch Konzentrations- bzw. Gedächtnisprobleme ein Problem. Verringerung der sexuellen Lust und auch Errektionsstörungen sind oft eine Folge der Andropause.
- Bei der Menopause der Frau werden weniger Estrogene und gar kein Progesteron mehr hergestellt. Die Folge davon sind Haarausfall, Hitzewallungen, Nachtschweiss, Osteoporose und Stimmungsschwankungen.
- Viele Leute, die diese Symptome haben verweigern sich Hormonersatzbehandlungen zu haben. Bioidentischer Hormonersatz ist völlig sicher und kann die Hormone wieder balancieren. Das würde helfen die Symptome verschwinden zu lassen.
- Wenn man 60 bis 70 Jahre alt ist, kann auch die Schilddrüse weniger Schilddrüsenhormone produzieren. Das führt zur Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Zusammen mit mangelnden Sexhormonen von Menopause oder Andropause kann das auch zu Depressionen führen.
- Unabhängig von Hormonveränderungen leiden ältere Leute oft an Osteoarthrose. Diese degenerativen Gelenkveränderungen sind oft schmerzhaft und führen zu Schwierigkeiten mit Treppensteigen und Gehen. Kein Wunder, dass manche Menschen dann verbittert werden.
Hier ist meine Antwort auf die Frage: „Weswegen werden manche Menschen mit dem Alter verbittert?“ Wenn eine Frau oder ein Mann die oben erwähnten Symptome haben, dann fühlt man sich nicht wohl. Wenn man ausserdem deprimiert ist wegen Schilddrüsenhormonmangel, dann wird die Verbitterung noch verstärkt. Gelenkschmerzen und zusätzliche Muskelschmerzen (Schilddrüsenhormonmangel) machen die Verbitterung noch stärker. Dazu kommt noch, dass Sexhormonmangel bei der Frau und auch beim Mann Sexualstörungen hervorruft. Wenn man sein ganzes Leben lang ein gutes Sexualleben genossen hat und dann verschwindet es plötzlich, da kann man leicht verbittert werden.
Kommentar: Ray Schilling somatisiert, er analysiert die Verbitterung als medizinisches Problem. Er zieht überhaupt nicht in Betracht, dass die Verbitterung psychische Gründe hat – haben kann, ja logischerweise haben muss. Gegen Ende des Lebens wird einem bewusst, was man alles verpasst, verblödet, nicht unternommen hat. Es ist eine bittere Erkenntnis, weil es zu spät ist, das Versäumte nachzuholen. Das Leben war voller Niederlagen, Enttäuschungen, Kompromissen, , Arrangements. Die meisten Menschen haben ein belangloses Leben geführt. Ihre jugendlichen Träume und Wünsche nicht erfüllt. Die grosse Liebe erwies sich als banal. Mit der Menschenkenntnis wuchs so etwas wie Misanthropie. Die Begeisterungsfähigkeit ging im Laufe des Lebens verloren. Und man büsst seine körperliche Attraktivität ein. Wird zerknittert, zu dick oder zu dünn, schlaff, die Venen zeigen sich an Beinen, Händen, eine blaue Flusslandschaft unter dünner Haut. Haar- und Zahnausfall droht. Haare spriessen aus den Nasenlöchern. Die Angst vor dem Tod lähmt, ausser vielleicht bei frommen Menschen. Die Verletzungen sind Legion. Zu alldem gesellen sich körperliche Schmerzen, Schmerzen, die Aggressionen hervorrufen. Nicht verbittert sind lediglich die demütigen, dankbaren Alten, die geistig anspruchslosen. Es ist natürlich einfacher, körperliche Symptome als Urheber der Altersverbitterung zu bemühen. Das Alter ist eben doch, wie der amerikanische Schriftsteller Philip Roth (1933-2018) bemerkte, „keine Katastrophe, sondern ein Desaster“.