20. Dezember 2019 Doris Schöni 0Comment

Es ist augenblicklich hip, unter Allergien zu leiden. Menschen ohne Allergien werden in der Schweiz, in der Allergien von Jahr zu Jahr zunehmen, eine Ausnahme bilden. In Fällen von Glutensensivität oder Zöliakie und Laktoseintoleranz gab sich die Lebensmittelindustrie grosse Mühe, Produkte ohne Gluten und Laktose auf den Markt zu werfen.

Man unterscheidet mindestens14 Allergien und Intoleranzen:

  • Allergische Bindehautentzündung
  • Asthma bronchiale
  • Glutensensitivität
  • Hausstaubmilbenallergie
  • Heuschnupfen
  • Hyposensibilisierung
  • Allergisches Kontaktekzem
  • Kreuzallergien
  • Laktoseintoleranz
  • Latexallergie
  • Nesselsucht
  • Pollenflugvorhersage
  • Sonnenallergie
  • Zöliakie

Was sind die Gründe für die Zunahme von Allergien und Intoleranzen?

Einige Forscher führen den beobachteten Anstieg allergischer Erkrankungen in westlichen Industrieländern auf die sogenannte „Dreck- und Urwaldhypothese“ zurück. Diese geht von einer mangelnden Aktivierung („Unterforderung“) des Immunsystems – vor allem in der Kindheit und frühen Jugend – durch übertriebene Hygienemassnahmen aus. Es wird vermutet, dass der Kontakt insbesondere in den ersten Lebensmonaten wichtig ist, mit bestimmten Bakterien das Immunsystem zu stärken.

Dreck stärkt das Immunsystem

Neueste Erkenntnisse haben ergeben, dass es für Kinder sinnvoll ist, von klein auf mit Erde zu spielen, da intensiver Kontakt mit Mikroorganismen hilft, Allergien zu vermeiden. Um Allergien vorzubeugen wird geraten

  • Neugeborene mindestens vier Monate lang stillen
  • Kinder regelmässig und häufig draussen spielen lassen
  • Bei Kindern auf Desinfektionsspray verzichten
  • Ruhig Blut bewahren, wenn das Kind einmal Dreck in den Mund bekommen hat

:Präventiv wirken deshalb Daumenlutschen und Nägelkauen, wie eine neuseeländische Studie von 2016 zeigt. «Unter den Nägeln und auf der Haut befinden sich verschiedene Mikroorganismen und Dreck», weiss Sereina de Zordo (30), Projektleiterin im «aha! Allergiezentrum Schweiz». «Und häufiger Kontakt mit unterschiedlichen Bakterien, Krankheitserregern und Mikroben stärkt das Immunsystem.»

Dass Schmutz gut ist, belegte schon eine Schweizer Studie in den 90er-Jahren: Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, erkranken weniger oft an Atemwegsallergien als Stadtkinder, so das Ergebnis. Erklären lässt sich das durch den Kontakt mit Stalltieren und die grosse Variabilität von Mikroorganismen auf Höfen.

„In der Stadt ist man anderen Belastungen ausgesetzt“, sagt Sereina de Zordo. Dazu zählen etwa Autoabgase oder Industriemissionen. „Sie können die Symptome von Atemwegsallergien verstärken.“ Vor allem aber ist unser Alltag zu sauber. Was als Fortschritt in Sachen Zivilisation gilt – moderne sanitäre Anlagen, fliessendes Wasser, Hightech-Kühlschränke – ist in Sachen Allergieprävention kein Plus. Kleinkinder werden viel weniger mit Krankheitserregern und Mikroben konfrontiert, die körpereigene Abwehr neigt schneller zu Überreaktionen auf harmlose Stoffe – zu Allergien. Vor 100 Jahren litt nur etwa ein Prozent der Bevölkerung an einer Pollenallergie, heute sind es 15 bis 20 Prozent.

Leider hilft es nicht, Stadtkinder einfach mal auf den Bauernhof in die Ferien zu schicken – der Kontakt mit Dreck muss über einen längeren Zeitraum stattfinden. „Prävention beginnt im Mutterleib“, sagt Sereina de Zordo. Verbringt eine werdende Mutter viel Zeit im Stall, sei das ein grosser Vorteil.

Von all diesen Erkenntnissen unbeleckt, verpflichten Hygiene-Abteilungen von Regierungsstatthalterämtern die Betreiber kleinster und zeitlich begrenzter Verpflegungsbuden zu Hygienemassnahmen, die der menschlichen Vernunft absurd vorkommen. Kleine Flecken sind ein Grund, den Betrieb zu schliessen, auch wenn sie mit Nahrungsmitteln nicht in Berühung geraten, Suppen dürfen nur an einem Tag geschöpft werden (and what about food waste?), und bei allen Speisen muss akribisch angekreuzt werden, welche sich darin befindlichen Ingredienzen zu Allergien und Intoleranzen führen können (Überempflichkeitsreaktionen).

Eigentlich müssten die kantonalen Hygiene-Ämter die Veranwortung für die immer mehr an Allergien und Intoleranzen leidenden Menschen tragen.

 

 

 

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