21. März 2022 Doris Schöni 0Comment

Eine elegante Dame mit modischem Haarschnitt und trendigen Kleidern besucht mit Freunden ein Restaurant. Als sie zu sprechen beginnt, wendet man sich ihr zu. Ihre Sprache ist vulgär und scmutzig. Sie passt nicht zu ihrer adretten Erscheinung. Alle Leute an diesem Tisch – wohl ein Stammtisch – haben eine rohe Sprache. Es hagelt Schimpfwörter, primitive Sprüche, grobe Formulierungen. Ihre vor dem Restaurant abgestellten Autos sind sauber, glänzen, ihre Schuhe sind gereinigt, ohne Zweifel sind auch ihre Wohnungen oder Häuser blitzblank. Und auch die Gärten sehen schön aus;, die Rabatten sind sinnvoll angelegt,, die Farben der Blumen übetrumpfen sich gegenseitig. Kein Gartengerät liegt herum, der Komposthaufen sieht ordentlich aus.

Nachlässige, zu viel gebrauchte Kleidung wird abgelehnt, als Zumutung für die in enger Beziehung stehenden Menschen erachtet, als abstossend empfunden. Eine grobe, schmutzige, voller Schlötterlingen strotzende Sprache wird nicht einmal wahrgenommen, geschweige denn kritisiert. Es geht dabei nicht um patrizisches Sprechen, sondern um einen gewöhnlichen, alltäglichen Standarddialekt. Man möchte die vulgär Sprechende fragen, wer ihnen ihre Sprache beigebracht hat und ob sie sich dessen gewahr sind. Man unterlässt es in einer Art Höflichkeit, einer Zurückhaltung, denn man hat gelernt, den anderen nicht mutwillig zu verletzen.

Wird die Kluft zwischen schmutzige Kleidung und schmutziger Sprache nicht aus sprachlicher Gleichgültigkeit, aus der allgemeinen Verrohung der Sprache, ausgelöst? Hat Schmutz mehrere Bedeutungen? Ist eine schmutzige Küche schlimmer als eine schmutzige Sprache?

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