Sonntagnachmittag im Beizli. Am Nebentisch befindet sich ein mittelalterliches Ehepaar mit einem betagten Mann. Der Mann ist wohl der Vater der mittelalterlichen Frau im dezent beigen Kostüm.

Die Frau redet auf den alten Mann ein als würde in der nächsten Minute das Sprechen polizeilich verboten. Ihr verbaler Stechschritt schmerzt in den Ohren und hallt durch den Aussenbereich. Du musst jede Minute bezahlen, das geht doch nicht Papi. Gemurmel von Papi. Die Mittelalterliche drescht weiterhin auf den alten Mann ein, doch plötzlich wechselt sie das Thema und schwenkt auf den Mahlzeitendienst ein. Inquisition: Ob er die gelieferten Mahlzeiten esse? Gemurmel. Sie nehme nicht an, dass er noch koche. Papi: Kaum mehr. Ob sie Suppe für ihn kochen könne und bejaht sich selbst, als sie ausruft: Eine Suppe mit Bärlauch, Kartoffeln und Fenchel, ja, eine solche. Dann flüstert sie mit ihrem Mann. Und : Wenn du am Verhungern bist, kannst Du ein Sandwich bestellen. Überhaupt, fährt sie nahtlos weiter, wenn du am Verhungern bist, kannst du die Rosa anrufen und sie um ein Sandwich bitten. Flüsterflüster mit ihrem Gatten. Weiter: Pass ja auf, dass du nicht wieder hinfällst, Papi nickt. Und die Konfitüre, isst du die? Keine Antwort. Weisst du, so geht das nicht mehr.  Dass dich niemand mehr besuchen kommt, ist deine Schuld. Abgesehen davon sind ja auch schon viele deiner Freunde gestorben. Am Dienstag könnte ich dir auch noch eine Suppe kochen, was für eine hättest du gern?  Keine Antwort.   

Beim Aufstehen ein Blick auf Papi. Klein, mager, zusammengesunken sitzt er am Tisch. Er sieht wie ein Lehrer oder Buchhalter aus. Beim Weitergehen bittere Gedanken und Schlüsse.  Und der Schluss: Wie froh kann man sein, keine Kinder zu haben. Kinder, die einen im Alter wie Kinder behandeln.