Selber in einem indiskutablen Alter, stelle ich mit Verwunderung fest, dass es Altersgenossinnen von mir gibt, die – verwitwet – für einen Mann schwärmen oder einen neuen Compagnon suchen.
Entsetzt rufe ich aus „um des Himmels Willen, bis du irr, willst du deine Freiheit einbüssen?“ Dann ging ich in mich und kam zum Schluss, dass es diesen Frauen eigentlich nicht um einen Mann geht, sondern um die Einsamkeit, oder besser: das Allein-Sein. Noch habe ich nicht recherchiert, ob es psychologisch eine Erklärung für Alleingänger oder Zweigänger gibt. Warum fällt einigen Menschen das Allein-Sein derart schwer? Und andere geniessen die Einsamkeit. Wird man als „lonely wolf“ geboren oder dazu gebracht?
Ich übergebe das Wort Jennifer Häuser, geboren am 08. Juni 1993 in: Wanderlust Introvert. „Einsamer Wolf Persönlichkeit: Was macht sie aus?“
Introvertierte einsame Wölfe
Wer introvertiert ist, sieht im Alleinsein keinen Makel. Wie viel Ruhe ein Introvertierter braucht, ist individuell, doch es gibt viele, die am liebsten alleine (oder mit der Familie) in einem Haus weit außerhalb der Stadt leben würden, wo ihnen kein Mensch begegnet.
Da sich das für wenige von uns realisieren lässt, wird uns die soziale Welt oftmals aufgezwungen, was eine Gegenreaktion zeigt: Die Erholung muss wertvoll erkämpft werden und der Rückzug wird mit der Zeit immer stärker.
Sensible einsame Wölfe
Ein Grund dafür, dass introvertierte Menschen nicht so sozial sind wie ihre extrovertierten Artgenossen, ist, dass sie sensibler auf Umweltreize reagieren. Gleichzeitig gibt es auch Extrovertierte, die von dem sogenannten Phänomen der Hochsensibilität betroffen sind.
Reize führen zu mehr Stress für diese Personen. Also ist es für einige nur natürlich (und manchmal sind sie sich dessen nicht mal bewusst), dass sie sich zurückziehen und lieber ihr eigenes Ding machen, um nicht überfordert zu sein.
Einsame Wölfe und Menschenhass
Manche einsamen Wölfe hassen einfach andere Menschen. Misanthropie ist heutzutage einfacher als jemals zuvor, da uns dank des Internets jederzeit klargemacht werden kann, wie unglaublich rücksichtslos, gemein und nutzlos viele Menschen sind.
Schlechte Erfahrungen und Rückzug
Nicht jeder Mensch, der schlechte Erfahrungen gemacht hat, wird gleich zum Misanthropen. Trotzdem kann es gut sein, dass viele einsame Wölfe ihren Lebensstil gewählt haben, weil sie in Kindheit oder Jugend schlecht behandelt wurden.
Daher haben sie gelernt, auf sich selbst zu vertrauen und andere auf Distanz zu halten. Das heißt nicht, dass sie gar keine Kontakte haben wollen, doch sie brauchen sie nicht unbedingt.
Ein einsamer Wolf sein
Einsame Wölfe sind nicht zwangsläufig einsam. Klingt komisch, ist aber so. Die Formulierung birgt eine Tücke, da wir im allgemeinen Sprachgebrauch allein sein und einsam sein häufig als Synonyme betrachten. Was nicht stimmt.
Einsame sein, bedeutet, dass uns etwas fehlt. Die Abwesenheit von Kontakten oder auch die Distanz zu tatsächlichen Kontakten erzeugt ein Gefühl innerer Leere. Es gibt jedoch Menschen, die ohne Kontakte nicht einsam sind. Im Gegenteil, sie erreichen ihr volles Potential und totale Zufriedenheit mit sehr wenigen Menschen in ihrem Leben.
Das macht sie meist unabhängig und selbstständig. Denn wer wenige oder keine Kontakte hat, muss sich schon selbst um seine Angelegenheiten kümmern. Manche einsamen Wölfe meiden Gesellschaft sehr bewusst, indem sie zum Beispiel aufs Land ziehen oder einen Job ausüben, der ohne Sozialkontakte auskommt. Andere sind in sozialen Umgebungen zu Hause, suchen aber keinen Anschluss.
Beide haben gemein, dass sie etwas komisch beäugt werden. Denn viele Menschen unterliegen immer noch dem Trugschluss, dass ein Mensch nur in Gruppen und mit vielen Kontakten (und Anerkennung) wirklich glücklich und zufrieden sein kann. Wehrt sich jemand (berechtigterweise) gegen diese Weltsicht, weicht er von normal ab und gilt somit als komisch.
Können Frauen einsame Wölfe sein?
Von der einsamen Wölfin wird seltener gesprochen. Von Frauen wird aber auch grundsätzlich erwartet, dass sie gefälligst liebende und soziale Familienmenschen sind – auch wenn das selten direkt gesagt wird und häufiger impliziert ist und nur im Falle des Abweichens zur Sprache kommt.
Somit kann wohl auch problemlos behauptet werden, dass Männer eher damit durchkommen, sich zurückzuziehen, als Frauen. Trotzdem gibt es sie und sie dürfen auch gerne so weiterleben, wenn sie möchten – jeder, der damit ein Problem hat, kann es jemand anderem erzählen, denn die einsame Wölfin wird ihm nicht zuhören, sondern weiter ihr Ding machen.
Die junge Autorin ist erstaunlich weise. Ihrem Beitrag gibt es wenig beizufügen. Und sollen sie doch träumen, die alten Frauen … .