Die meisten Altersheime geben sich Mühe, ihren Bewohnern Abwechslung zu bieten. Es werden für sie und ein weiteres Publikum Konzerte und Ausstellungen organisiert, an denen sie sich erfreuen können. Im Alltag jedoch sieht es in vielen Institutionen anders aus.
In der Senevita-Multengut Seniorenresidenz in Muri wird vor allem für die körperliche Fitness der Bewohner gesorgt, nämlich Circuit-Parcours, Training, Gymnastik stehen auf dem Wochenprogramm, dazu kommen noch Lisme, Singen und Andacht. In den Egghölzli Seniorenappartements werden wöchentliche Fitness-Aktivitäten: Fitness am Gerät, Blyb gsund-Gymnastik, Gleichgewicht oder mit Gymnastik im Wasser betrieben. Zudem findet einmal im Monat eine Andacht statt und alle 14 Tage trifft man sich zum Basteln.
Das Programm der Senioren-Appartements Egghölzli ist identisch mit jenem der Senevita-Multengut. Zudem werden auch regelmässig Konzerte verschiedener Art organisiert.
Die Aktivitäten im Buchegg Alters- und Pflegeheim umfassen Handarbeiten, Conversation français (sic!), Singen, Bewegung, Rüsten, Spielen, Gedächtnis, Training, Vorlesen, Jassen, Werken-Malen, Filmvorführungen, Konzert-Musik und Andachten.
Der Veranstaltungskalender (Juli 2017) vom Domicil Egelmoos sieht Singen, Qigong Wohnen plus, Gartengrill und die Vorführung des Zitherensembles Familie Kropf vor. Im Burgerspittel im am Bahnhof und im Viererfeld stehen beispielsweise Bilderausstellungen verschiedener Künstlerinnen und Künstler, Spiele (drinnen und draussen), Gymnastik, Singen, Lesungen in der Bibliothek, Filmvorführungen, Informationsnachmittage, Sprechstunden rund ums Essen, Modeschauen und vieles mehr auf dem Programm.
Die Seniorenvilla Grünegg weist folgende Aktivitäten aus: Kurztraining, Gedächtnistraining, Andacht, Örgelimeitschi vom Ämmitau, Bernhardiner Therapiehund der Fondation Barry, Gartengruppe, Geburtstagsapéro für die Jubilare. Reich ist das Angebot der tilia Wittigkofen: Gestalten und Werken im Atelier, Rüsten für die Küche, Gemeinsames Kochen, Presseschau mit aktuellen Infos, Thematische Gesprächsrunden, Spezifische Themen in der Männergruppe, Gedächtnistraining, Bewegen und Spazieren, Spielen, Jassen, Singen und Musikhören, die Darbietungen einer Märchen- und Geschichtenerzählerin, Bewohner-Geburtstagsfeste, Kino, Anlässe und Rituale im Jahreskreis; zudem werden ein Psychologischer Dienst, Mal- und Kunsttherapie, Musiktherapie sowie eine Aktivierungstherapie angeboten.
Das Alterszentrum Viktoria und der Wohnpark Elfenau verwöhnen ihre Pensionäre mit Musik und Kunst, alltägliche Aktivitäten werden nicht erwähnt.
Die Anstrengungen der Institutionen, ihre Bewohner „wach“ zu halten, ihnen mit allerlei Aktionen den Lebensabend zu verschönern, ist gross. Nur: Etwas wird nicht abgedeckt. Der Intellekt. Intellekt bedeutet die Fähigkeit, das Vermögen, unter Einsatz des Denkens Erkenntnisse und Einsichten zu gewinnen. Es scheint, dass jene, welche die Veranstaltungen in Alterseinrichtungen erstellen, dem intellektuellen Niveau gewisser Bewohner nicht gerecht werden. Jassen, Singen und „Lismen“ fördert wohl den Gemeinschaftssinn, nicht aber die Beweglichkeit und Weiterentwicklung des Gehirns. Auch alte Menschen sollten gefordert werden mit Denkaufgaben wie das Lernen von neuen Fremsprachen, die Auseinandersetzung mit Philosophie, Psychologie, Politik, Religionen u.ä., ein Schreibatelier, das den alten Menschen ermöglichen würde, ihre Erinnerungen festzuhalten.
Ein Umdenken wäre also nötig. Ein neues Konzept müsste ausgearbeitet werden. Eine Sensibilisierung der Verantwortlichen von Altersinstitutionen sollte in Gang gebracht werden. Zusammen mit Lucien Rod, dem 66-jährigen Kunstmaler, Objektkünstler und Kunsttherapeut, wäre ich, 77-jährig, Journalistin und Bibliothekarin, bereit, ein solches Projekt zu realisieren.