In einem grossen Astloch einer Eiche oberhalb der Aare gesichtet: Die Waldohreule
Durchzügler und Wintergast in Muri
Ein Hundespaziergänger, ausgerüstet mit einem Feldstecher, berichtet freudestrahlend: „Auf dieser Eiche befindet sich seit Dezember eine Waldohreule“.
Waldohreule? Nicht-Ornithologen benötigen zur Identifizierung des Vogels das Internet. Der „Asio otus“ gehört zur Vogelgruppe Ohreulen und Käuze. Mit einer Länge von 35-37 cm und einer Spannweite von 84-95 cm ist die Waldohreule etwa so gross wie die Schleiereule. Besondere Merkmale der Waldohreule sind die orangegelben Augen und die langen Federohren, die jedoch im Flug und im Ruhezustand ganz angelegt werden können. Die namensgebenden Federohren sind gar keine Ohren. Die Waldohreule braucht sie als Ausdrucksmittel für ihre Mimik. Kaum ein anderes Tier kann seine Gemütslage so ausdrucksstark darstellen wie die Waldohreule. Eulen faszinieren Menschen, da sie wie diese beide Augen vorne im Gesicht haben. Die Oberseite der Waldohreule ist gelblichbraun mit graubrauner Sprenkelung und Marmorierung. Das Bauchgefieder ist hell rostgelb mit kräftigen dunklen Längsstreifen und feiner Querbänderung. Die hellen Flügelspitzen haben mehrere dunkle Querbänder. Diese Eule ist vor allem dämmerungs- und nachtaktiv. Am Tage ruht sie in dichtem Laubwerk oder schlank aufgerichtet auf einem Ast nahe am Baumstamm.
Die Waldohreule brütet meist in Sträuchern oder Bäumen, bevorzugt in Krähen- oder Elsternestern. Sie führt in der Regel nur eine Saisonehe. Sie ernährt sich zu 80 Prozent von Feldmäusen. Daneben werden andere Kleinnager und Kleinvögel (wie Sperlinge und Grünlinge) erbeutet. Die Waldohreule bewohnt aufgelockerte Landschaften mit Wald und Gehölzen. Sie kommt auch in menschlichen Siedlungen, in Gärten, Stadtparks und auf Friedhöfen vor.
Männchen und Weibchen sind äusserlich kaum zu unterscheiden. Das Weibchen wiegt mit durchschnittlich 300 g etwa 50 g mehr als das Männchen.

Vogel des Jahres 2014
Die Waldohreule wurde vom Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz zum Vogel des Jahres 2014 ausgewählt.
Die Anzahl Mäuse in einem Lebensraum bestimmt auch wieviele Eier die Waldohreule legt. In schlechten Mäusejahren sind es nur 3-5 Eier, in guten Mäusejahren legt sie bereits Ende Februar bis 8 Eier. Die Waldohreule kann in freier Natur ein Alter von bis zu 28 Jahren erreichen. Sie ist etwa so häufig wie der Waldkauz. Die Waldohreule ist gefährdet durch schneereiche Winter und Unfälle im Strassenverkehr. Eine akute Bestandsgefährdung liegt zur Zeit nicht vor.
Zwei Tage nachdem der Hundespaziergänger den Vogel gesichtet und identifiziert hat, steht ein Grüppchen Menschen in der Nähe der Eiche und freut sich über die Waldohreule, die im Astloch erkennbar ist. Es wird gewerweisst, ob sie im Frühling ihre Brut dort aufziehen wird.
Bild: DSC, Doris Schöni