Es war einmal, nein: Eine rote Bank als Zankapfel. Eine Bank – damals war sie noch nicht rot – wurde von einer ihren Restaurationsbetrieb aufgebenden Beizerin abgebettelt. Die Bank war etwas verwittert, die Farbe abgeblättert, also übernahm sie ein Holzspezialist zur Auffrischung. Da der Spezialist voll von subversivem Schalk war, liess er eine Plakette prägen mit dem Satz „eine Bank ohne Schulden“ und strich die Bank mit roter Farbe. Diese Bank, so beschied er, gehöre im Winter zu einer Imbissbude, während der übrigen Monate jedoch einem befreundeten Kunstmaler, einem Seelenverwandten, bei dem er sehr oft eingeladen war. Als der Holzspezialist starb, entbrannte ein erbitterter Streit um die rote Bank. Die Betreiber der Imbissbude wollten die Bank im Sommer nicht dem Kunstmaler überlassen, da er, so wurde insinuiert, der Bank zu wenig Sorge angedeihen liess.
Leider konnte der Erblasser, zu Lebzeiten eine Art Heiliger, aus dem Jenseits nicht einschreiten, also nahm das Gerangel um die rote Bank groteske Züge an. Gesetzaffine Mitarbeiter der Imbissbude hatten den Betrieb in die Kategorie eines Vereins erhoben, dessen Statuten tierisch ernst angewandt wurden. Da diese Statuten keinen Paragrafen enthielten, der den Besitz der roten Bank regelte, wurde die Nachlassverwalterin des verstorbenen Holzspezialisten angerufen zu entscheiden, wem die rote Bank fürderhin gehören sollte. Die mit beiden Füssen auf der Erde verhaftete Frau gab die feierliche Erklärung ab, dass es ihr trotz Missachtung des letzten Willens ihres Lebensgefährten völlig schnuppe sei, wessen Hinterteil auf der roten Bank sitzen werde. Der friedliebende Kunstmaler, der eben William Shakespeare’s Komödie „Viel Lärm um nichts“ las, verzichtete trotz seiner Verbundenheit zum Erblasser auf die Sommerbank. Der tierisch ernste Vorstand der Imbissbude triumphierte, einmal mehr hatte er obsiegt, und zwar mit viel Lärm um überhaupt nichts als um eine rote Bank „ohne Schulden“, die nun auf einer drögen Terrasse anstatt in einem verwilderten Garten untergebracht wurde.
Merke: „Blinder Eifer schadet nur“ (Magnus Gottfried Lichtwer, deutscher Dichter, 1719-1783)
Sehr phantasievoller Umgang mit der Wahrheit…….und generelles schlechtmachen der „bösen Gegner“.
„Da die Statuten keinen Paragrafen enthieltEN“ Deutsche Grammatik Mittelstufe.
Blinder Eifer schadet nur…..