Nach einer über zwanzig Jahre dauernden Regentschaft ist Ihre Zeit um. Fast die ganze Welt wünscht Sie ins Pfefferland, Ihr Bild im TV ist nicht mehr zu ertragen, Ihr Pokerface verursacht Übelkeit. Die heutigen Generationen haben alte, autoritäre Männer in der Politik endgültig satt. Ihr augenblicklicher Feind, Wolodymyr Oleksandrowytsch Selenskyj, entspricht den Vorstellungen der Menschen des 21. Jahrhunderts. Er hat sich in der Politik nicht hochgehangelt und speichelgeleckt, er war Schauspieler, TV-Star und Filmproduzent, seine Frau ist in der Filmbranche tätig, sie ist attraktiv und keine Schattenfigur wie die biederen Ehefrauen der alten, toxischen Regierungschefs. Selenskyjs Reden an die ukrainische Bevölkerung sind lebhaft, leidenschaftlich, seine Mimik ist im Gegensatz zu Ihrer lebendig und ausdruckstark. Nun wollen Sie ihn mit Panzern, Bomben und Maschinengewehren in die Knie zwingen. Wie alle Diktatoren herrschen mit eiserner Gewalt und menschenverachtenden Methoden. Sie imitieren Adolf Hitler, also sind Sie wie Hitler.
Treten Sie zurück, bevor Ihre Landsleute Sie umbringen oder absetzen, geniessen Sie Ihren Ruhestand mit Fischen, Reiten und Jagen, Bären jagen aus geschütztem Raum, töten um des Tötens willen, blutrünstig und erbarmungslos. Autoritäre Machos sind überholt und nicht mehr erwünscht. Treten Sie doch endlich ab, Herr Putin. Die Leichen aus dem Krieg, den Sie angezettelt haben, werden Ihren Lebensabend (wohl nicht) vergällen.
Nachtrag
In einem Interview im Jahr 2005 sagte Peter Sloterdijk, deutscher Philosoph, Kulturwissenschaftler und Publizist (geb. 1947):
„Dass sich der linke Faschismus als Kommunismus zu präsentieren beliebte, war eine Falle für Moralisten. Mao Tse-tung rachiwar nie etwas anderes als ein linksfaschistischer chinesischer Nationalist, der anfangs den Jargon der Moskauer Internationale pflegte. Gegen Maos fröhlichen Exterminismus gehalten, erscheint Hitler wie ein rachitischer Briefträger. Doch man scheut noch immer den Vergleich der Monstren. Das massivste ideologische Manöver des Jahrhunderts bestand ja darin, dass der linke Faschismus nach 1945 den rechten lauthals anklagte, um ja als dessen Opponent zu gelten. In Wahrheit ging es immer nur um Selbstamnestie. Je mehr die Unverzeihlichkeit der Untaten von rechts exponiert wurde, desto mehr verschwanden die der Linken aus der Sichtlinie.“
Sloterdijk bezeichnete „den Linksfaschismus“ 2006 in seinem Werk „Zorn und Zeit“ als „vorherrschendes Sprachspiel“ im Antifaschismus der Nachkriegszeit, des Stalinismus und der Neuen Linken. Er bezog den Begriff auf den gesamten Realsozialismus unter Lenin, Stalin und Mao. Er listete Merkmale auf, die deren Systeme für ihn mit dem Nationalsozialismus vergleichbar machen, darunter ein Führerprinzip, Militarismus, Zentralismus, Kollektivismus, Demokratiefeindlichkeit, Misstrauen gegen Individualismus und Pluralismus, Monopolisierung des öffentlichen Raums und der Medien durch Parteipropaganda, die Aufhebung des neuzeitlichen Tötungsverbots im Dienst der als gut erklärten Sache und weitere (Wikipedia).