4. Juli 2021 Doris Schöni 0Comment

Was ist ein Held? Wikipedia zitiert das Zedler-Lexikon aus der Mitte des 18. Jahrhunderts: „Held, lat. Heros, ist einer, der von Natur mit einer ansehnlichen Gestalt und ausnehmender Leibesstärcke begabet, durch tapfere Thaten Ruhm erlanget, und sich über den gemeinen Stand derer Menschen erhoben.“

Weil die Schweizer Fussballer an der Europameisterschaft Weltmeister Frankreich besiegt und sich deswegen für den Viertelsfinal qualifiziert haben – in dem sie gegen Spanien ausschieden – verleiht man ihnen den Begriff „Helden“. Für Helden hielt man bislang Personen aus Sagen und Legenden, vor allem Menschen, die sich für eine „gute Sache“ geopfert hatten. Steigerungen sind in der heutigen Zeit beliebt und Begriffe haben eine neue Dimension angenommen. Verdienen Fussballer den Helden-Status? Können Radrennfahrer als „Helden der Landstrasse“ bezeichnet werden?  Sport ist nicht mehr Spiel, sondern Krieg (in Ermangelung realer Kriege), Krieg um Geld. Die Reichsten sind logischerweise die Besten, haben also den Anspruch auf Heldentum. Erreichen Fussballer ärmerer Länder einen Exploit, so spricht man von einem Wunder.

Was aber sind Wunder? Jesus hat zum Beispiel Wasser in Wein verwandelt, viele Menschen mit nur ein paar Fischen und Broten gesättigt und Blinde und Lahme geheilt. Als Wunder gilt umgangssprachlich ein Ereignis, dessen Zustandekommen man sich nicht erklären kann, sodass es Verwunderung und Erstaunen auslöst. Es bezeichnet demnach allgemein etwas Erstaunliches und Aussergewöhnliches. Bei einem Wunder geschieht etwas Besonderes, und man kann sich nicht erklären, wie es dazu kam. Dann wundert man sich, oder man ist erstaunt. Aus der Antike sind die Sieben Weltwunder bekannt. In der Umgangssprache werden hochbegabte Kinder mit herausragenden Fähigkeiten in speziellen Disziplinen häufig als Wunderkind bezeichnet. In der Antike wunderte es die Menschen nicht so sehr, wenn Gottheiten, gute Geister oder Dämonen auf das Geschehen in der Welt einwirken. … Häufig träumten die Menschen von Heilungen, d.h. ihnen erschien die Gottheit Asklepios im Traum und sie erhielten von ihm Hinweise, was heilsam sein würde.

Helden, Wunder: Die Bedeutung von beiden Substantiven hat sich verändert. Ihr Wert wurde demokratisiert, popularisiert, simplifiziert, banalisiert.  Ein sprachlicher Widerspruch: Helden und Wunder haben ihren ursprünglichen Wert eingebüsst, was aber dazu führt, dass ausserordentliche Leistungen von Sportlern als „Heldentaten“ und „Wunder“ beizeichnet werden.

 

 

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