Die hundertfunfundzwanzig Jahre alte Meeresschildkröte, genannt Marie, freundet sich mit dem jungen Möwenmännchen Uriel an. Die beiden begegneten sich oft im seichten Wasser in der Nähe des Strandes, an dem sich Touristen tummelten.
Die Schildkröte wagt, die Möwe anzusprechen: „Ich bin Marie“. Das Möwenmännchen hüpft erschrocken zur Seite. Marie bemerkt, dass der Jungvogel etwas schief steht, also behindert sein muss. „Ich heisse Uriel“, kreischt die Möwe, denn die Dunkelheit beginnt. Sie hören Kinderstimmen, die sich nähern. Als die Jugendlichen die Schildkröte bemerken, johlen sie „O, eine Schildkröte“. „Hol sie raus, Fritz“, bittet der Kleinste den Grössten. „Und wenn sie beisst?“, will dieser wissen. „Schildkröten haben doch keine Zähne“, beschwichtigt der Kleinste den Grössten“. „Denkste“, denkt Marie. „Was willst du denn mit ihr?“ Der Kleine, namens Gabriel, antwortet: „Ich nehme sie mit aufs Zimmer“. Fritz wendet ein: „Aber es ist doch eines Meeresschildkröte, die muss im Wasser leben“. Gabriel: „Dann fülle ich die Badewanne eben mit Wasser“. „Meeresschildkröte“, wiederholt Fritz, „sie braucht Salzwasser“. Gabriel: „Dann schütte ich eben Salz in die Badewanne“.
Marie überläuft es heiss und kalt, wenn sie sich das Speisesalz vorstellt, in dem sie schwimmen muss. Während Gabriel zum Hotelladen eilt, um sich Salz zu besorgen, denkt Marie an Flucht, doch der grosse Fritz bewacht sie.
„Hilfe“, gurgelt Marie.“Hilf mir, Uriel“. Das Möwenmännchen flattert herbei. Es kreischt: „Ich muss jetzt nach Hause. Meine Mama wartet auf mich“. Und fliegt von dannen. Marie spannt alle ihre Sinne und murmelt kampfbereit: „Warte nur, du verwöhnter Gof, ich werde nicht dein Zirkuspferd“. Als Gabriel die Schildkröte ungeschickt aus dem Wasser heben will, beisst Marie ihn in den linken Daumen. „Au“, schreit Gabriel und zeigt Fritz den blutenden linken Daumen, heulend: „Du hast doch behauptet, sie beissen nicht“. „Nein, du hast das behauptet“, stellt Fritz fest. Gabriel ist beim Biss ins Wasser geplumpst und schlägt um sich, ohne hochzukommen. Fritz packt ihn beim Schopf und zieht den Kleinen aus dem Wasser. Dieser hustet und schluchzt und niest. Dieses Tohuwabohu nutzt Marie zur Flucht.
Einige Tage später begegnen sich Marie und Uriel erneut im seichten Wasser. Uriel steht noch schiefer als zuvor und scheint zu leiden. „Was ist mit dir?“ fragt Marie mütterlich. „Mir ist es speiübel“, flüstert das Vogelkind, „und als Strafe muss ich für meine Mutter drei Fische fangen, das schaffe ich heute nie und werde dann Schnabelhiebe ertragen müssen“. Marie wird von Fürsorglichkeit überwältigt: „Weisst du was? Du setzt dich auf meinen Panzer und ich schwimme zu einem meiner Fischgründe. Dort besorge ich dir drei fette Fische und bringe dich anschliessend zu deiner Mama“. Gesagt, getan.
Fazit: Böses mit Gutem vergelten.
Die Schildkröten erschienen erstmals vor mehr als 220 Millionen Jahren. Man unterscheidet 341 Arten mit über 200 Unterarten (Landschildkrötenarten, Wüstenschildkröten und den besonders zahlreiche, kleinere Wasserschildkrötenarten in Nordamerika und Südostasien über gross werdende Fluss-Schildkröten in Südamerika, Riesenschildkröten auf einigen Inselgruppen, Weichschildkröten in Asien und Schlangenhalsschildkröten in Australien bis hin zu den grössten, den Lederschildkröten, die neben den Meeresschldkröten eine eigene Familie bilden). Die älteste, bisher bekannte Schildkröte namens Adwaita wurde 256 Jahre alt (geboren um 1750, starb am 22. März 2006).
Möwen sind mittelgrosse bis grosse Vögel. Sie besitzen relativ lange und schmale, spitze Flügel und kräftige, schlanke Schnäbel mit leicht nach unten gekrümmtem Oberschnabel. Die drei nach vorn gerichteten Zehen sind durch Schwimmhäute verbunden, eine vierte, sehr kurze Zehe zeigt nach hinten oder fehlt bei einigen Arten.