Wenn man den schnöden Alltag nicht erträgt, muss man sich Parallelwelten erfinden. In der Parallel- oder Fantasiewelt gibt es keine Grenzen, keine Stolpersteine.

In einer solchen Welt lebt Donald Trump. Er hat sich eine Umgebung geschaffen, die nichts mehr mit seinem wirklichen Leben gemein hat. Er spaltet das Unangenehme in seiner Existenz einfach ab. In seiner erfundenen Welt gibt es nur Helden wie ihn, er ist ein Held, weil er über Leichen geht und traut nur denen, die wirklich über Leichen gegangen sind.

Ich erfinde mir eine andere Welt, vielleicht auch in Anlehnung mit dem früheren Leben, das ganz anders verlief. Immer Rebell, immer in Opposition, mit mehr Neins als Jas bestückt, wurstelte ich mich durch die Jahre. Aber eines Morgens oder Abends oder am Ehesten Nachts wurde ich meines absehbaren Todes bewusst. Das war sehr unangenehm. Jetzt knüpfe ich wieder an mein vorheriges Leben an. Unbedarft.

Meine Parallelwelt ist farbiger. Grau wurde mittlerweile verboten. Weiter wurde verboten, die kleinen Mädchen in pinke Kleidchen zu stecken und den Buben hellblaue Hosen anzuziehen.  Auch spezielle Mädchen- und Knabennamen wurden abgeschafft. Im Übrigen ist man nicht verpflichtet, der Polizei seine Identität zu verraten. Verpönt ist auch das Duzen geworden. Man wendet nun wieder jene Höflichkeitsform an, die an deutsche Schriftsteller des 19. Jahrhunderts erinnert. Dritte Person Mehrzahl, glaube ich.

In meiner Parallelwelt regnet es nie und auch der Schnee bleibt aus. Heisser Sommer. Frieren ist ein Fremdwort. Heizen ebenfalls. Man lebt im Freien. Grillieren ist der männliche Hauptspass, seine Urinstinkte werden reanimiert, als hätte er das Rindsfilet selbst erlegt. Dann gibt es natürlich auch die Fondue-isten, die auch an den heissesten Tagen nicht auf den Glühwein verzichten wollen. Manchmal verselbständigt sich meine Parallelwelt und weist auf haarsträubende innere Zustände hin. Schnell eine neue Parallelwelt erfinden und die Welt ist wieder in Ordnung.