3. Mai 2017 Doris Schöni

Es war schon vor fünfzig Jahren ein Jammer: Die Bevölkerung östlich von Zürich (wobei Zürich auch dazu zählt) ist dem Französischen abhold. Auch damals standen die Menschen dieser Regionen vor einem unüberwindlichen französischen Berg und beharrten auf ihrem Dialekt bei Kontakten zu „Welschen“. Und zwar in einem Milieu, in dem die Umgangssprache Französisch war (Beispiel im Fechtsport). Im Thurgau behaupten die Primarlehrer, ihre Schüler seien mit dem Frühfranzösisch überfordert. Der Französischunterricht müsse auf die Oberstufe, nach dem Lernen der englischen Sprache, verlegt werden. Die oberste Priorität für die vielen Kinder der Asylbewerber sei der Deutschunterricht. Bevor sie mit dem Lernen…

24. April 2017 Doris Schöni

Im „BUND“ vom 19. April erschien (von Kathrin Werner) ein interessanter Bericht über den wachsenden US-Markt für Marihuana, der unter anderen von der Schauspielerin Whoopi Goldberg geprägt wird.   Ob Kopfschmerzen, Menstruationsbeschwerden oder andere Leiden besser durch Cannabis als durch Chemie gelindert werden können? Die 61-jährige Whoopi Goldberg ist völlig überzeugt davon und gründete mit einer Marihuana-Expertin die Firma „Whoopi & Maya“. Innerhalb kurzer Zeit entwickelte die Firma eine Serie von Produkten für Frauen, darunter Badesalz oder Körperlotion, die lediglich Schmerzen lindern. Zusätzlich sind auch Kakao mit Cannabis-Öl oder eine Tinktur, die man in ein Getränk oder direkt auf den…

16. April 2017 Doris Schöni

… versucht man sich zu erinnern, wie es war, früher an Ostern, als man jung nicht mehr an den Osterhasen glaubte und vielleicht Schokoladen-Eier und Zuckerhäschen in sich hinein stopfte. Aber man erinnert sich an nichts, an abernichts. Eier gesucht? Eier getüpft? Nestlein geplündert? Freudenschreie ausgestossen? Glück empfunden? Nichts. NICHTS. Le néant. Alles vergessen, verdrängt, vergraben. Möglicherweise war der Vater einmal mehr verstummt. Nach jeder Eheszene verstummte der Vater. Tage- und wochenlang. Am Essenstisch herrschte eine dumpfe Feindseligkeit. Als Kind versuchte man, die angstvolle Stimmung zu durchbrechen. Man „tat blöd“. Begann mit dem Essen zu spielen, wieder zu schmatzen, zu…

13. April 2017 Doris Schöni

… voller Löwenzahn und in strahlender Sonne duellierten sich ein brauner und ein weisser Jugendlicher im Kickboxen. Der braune Knabe war blau angezogen und der weisse schwarz. Der Blauangezogene war grösser und schlanker als der schwarz Gekleidete. Überdies war er von einer bestechenden Eleganz, geschmeidig und unglaublich flink. Der weisse Jugendliche war langsamer, jedoch reaktionsschnell in  den Beinangriffen. Das Duell war freundschaftlich und von Aggressivität konnte keine Rede sein. Eigentlich trainierten sie eher zusammen als sich zu duellieren. Mit seinen längeren Armen parierte der braune Jugendliche die Angriffe des weissen, vermied es aber, den weissen am Kopf zu touchieren. In…

10. April 2017 Doris Schöni 1Comment

Kennen Sie das? Das Gefühl eines Vogels, dessen Flügel gestutzt wurden? Oder das eines Krokodils, dessen Zähne verloren gingen? Eines Hundes an der Leine, der vorwärts stürmt und zurückgehalten wird. Ein schales Gefühl der Unzulänglichkeit. Die Schalheit, sich überflüssig zu fühlen. Der Verstand, der das  Gefühl zur Mediation zwingt und unterliegt. Gefühl, nicht Bauchgefühl, wie Prof. Norbert Herschkowitz, der Hirnforscher, immer wieder ins Auditorium rief; nun sitzt er im Rollstuhl und ruft nicht mehr. Um was es hier eigentlich geht, würden Sie fragen, läsen sie je einmal diesen Blog? Es geht darum, schreibamputiert zu sein, geworden zu sein, gezwungen worden…

7. April 2017 Doris Schöni

In meiner Generation kümmerten sich unverheiratete Fräuleins um ihre Eltern. Sie waren im elterlichen Haus in ungeheizten Mansarden untergebracht. Sie sahen aus wie Vogelscheuchen, trugen Bürzis, waren knochig, von Kopf zu Fuss in Wolle gehüllt; der einzige Schmuck, der ihnen vergönnt war, bestand aus einem Wappenring und einer Kupferschnalle im Haar. Starben die Eltern, erbte der älteste Sohn Vermögen und Haus. Die Tochter diente dann der Familie des Bruders und half in Küche und Garten und kümmerte sich um den Nachwuchs.  In meiner Generation sprach der Vater, wenn man am Gymnasium in Mathematik nicht genügte (trotz guter Noten in Deutsch,…

27. März 2017 Doris Schöni

Empathie ist das Vermögen, sich in Eigenarten eines Gegenübers z. B. mit anderem kulturellem Hintergrund einfühlen zu können. Letzthin weinte und heulte ich jämmerlich und meine achtjährige Border Collie-Hündin begann ebenfalls zu heulen. Sie hörte erst damit auf, als ich sie streichelte und mit erstickter Stimme tröstete. Auf dem nachfolgenden Spaziergang lief sie nicht laut bellend vor mir her, sondern blieb dicht hinter meinen Beinen, ihre Nase klebte an meinen Hosen. Auf meine wiederholten Aufforderungen, doch bitte nach vorne zu gehen, reagierte sie nicht. Wenn ich hin und wieder einen Schluchzer nicht unterdrücken konnte, stubste sie mich in die Wade. …

20. März 2017 Doris Schöni

Wenn man für eine jüngere Person seinen Arbeitsplatz räumen muss, ausgebootet, ausgegrenzt, abgetan wird, begegnet man brutal und unerbittlich der Stunde der Realität: Nun bist du plötzlich von einer Minute zur anderen das, was du immer vergessen, das heisst, verdrängt hast: Alt, uralt. Das schwarze Brett, an dem noch vor einigen Wochen – übereinander geschichtet – Aufträge hingen, ist nun leer. Leer ausser einigen Zetteln für Arzt- und Zahnarzttermine. Sie bestimmen nun, wie bei den meisten alten Menschen, deinen Tagesablauf. Wenn man derart abrupt ins Eiswasser gestossen wird, ist guter Rat teuer. Nur Gemeinplätze bleiben. Billiger Trost für Schiffbrüchige, die…

9. März 2017 Doris Schöni

Ein ehemaliger Chef hat einen Abschiedsbrief an seinen Hund als Leserbrief abgeschmettert. Der Brief hätte folgendermassen gelautet: Lebwohl, lieber Aussie, alter Freund, Im Laufe der vergangenen zehn, elf oder zwölf Jahren hast Du Dich vom Junghund zum Senior entwickelt. Viele Deiner Gewohnheiten sind aber geblieben: Als Jungspunt hast Du mich jeweils vor Freude fast umgestossen und Dich dann vor mir zu Boden geworfen, auf dass ich Deinen Bauch kraulte. Du konntest nie genug bekommen und bist mir auf Schritt und Tritt gefolgt, und zwar solange, bis Du angeschrieen wurdest: „Geh ins Haus“. Das Haus bedeutete nicht ein Haus, sondern ein…

6. März 2017 Doris Schöni

Man schreibt Blogs, damit sie gelesen werden. Allerdings verliert man mit dem Anspruch, gelesen zu werden, einen Teil der Freiheit. Man könnte Vorfälle beschreiben, Kritik an gewissen Umständen äussern, Personen, die einem zuwiderlaufen, treffend charakterisieren und damit beleidigen. Dann kommen Freunde und schelten: „Das kannst Du nicht schreiben. Lösche dieses Thema“. Sie verhalten sich derart apodiktisch, dass einem der grosse Zweifel übermannt. Vielleicht meint der Freund es gut mit einem. Möglicherweise ist er ängstlich und feige und spricht einem deshalb die Meinungsfreiheit ab. Und wenn er recht hätte? Offenbar sind jene Blogger am erfolgreichsten, die im Mainstream schwimmen. Die sich…