Fährt man an einem Freitagabend gegen 22 Uhr durch die Stadt, erschrickt man. Gassen, Plätze, der Raum um die Reitschule, selbst das Bahnhof-Kurzparking sind gerappelt voll von meist jungen Menschen. Alle sind in Bewegung, die Masse wogt. Aus den Autos wallen Bässe, junge Frauen in kurzen Röcken steigen aus, junge Männer mit rasierten Schläfen und Kapuzenpullis, sogenannten Hoodies, steigen ein und das Auto quietscht davon.
Freitagabend in der Stadt. Die Stimmen dröhnen, eine Geräuschkulisse senkt sich wie Feinstaub auf die Gassen, Plätze, den Raum um die Reitschule, auf die Menschen, die sich da versammeln und durcheinanderlaufen wie Ameisen. Und explosionsartig wird einem bewusst, dass man nicht mehr dazu gehört, dass jede Bemerkung über die rasierten Schläfen auf Unverständnis stösst, dass weder Bach noch Marin Marais oder Jacques Brel irgend ein Erkennen auslöst, dass es selbstverständlich ist, dass ungefragt geduzt wird, dass das Adjektiv „cool“ die Sprache dominiert, dass Bier und Bier und Bier aus der Flasche und der Büchse getrunken wird ungeachtet der Viren, die auf potenziell Opfer lauern.Eine andere Welt, eine andere Sprache, eine andere Mentalität, andere Interessen, trotz Internet und Apps, überkommt einem der Gedanke, dass die Zeit gekommen wäre – ist -, abzudanken bzw. abgedankt zu werden.
Honi soit qui mal y pense (König Edward III. von England [1312–1377]).