23. April 2023 Doris Schöni 0Comment

Beim Warten auf „Swiss Dinner“ auf TeleBern sehe ich mir wohl oder übel die Sendung „mis Dihei“ an. Sie zeigt Menschen, die ihre Behausung für die Zuschauer öffnen. 

Ich wundere mich jedes Mal, wie aufgeräumt und sauber diese Häuser oder Wohungen sind. Keine Bücherstösse, alten Zeitungen, keine Esswaren, Kleider, vollen Aschenbecher, am Boden liegende Papiere, vor allem aber in den meisten Fällen auch keine Bilder an den Wänden, abgesehen von Familien“föteli“. Es ist erstaunlich, wie kunstkarg viele Schweizer ihr Leben verbringen. Dabei wäre bildende Kunst nicht teuer zu erwerben. Warum ist das Fach Kunstgeschichte eigentlich nicht in allen Schulen obligatorisch?

Der Mann, der seine Wohnung am Samstag vorführte, war von der Sorte der Putzteufel. Er bezeichnete sich als sehr ordnungsliebend und auf Sauberkeit bedacht. Mit stolz geschwellter Brust öffnete er seinen Putzschrank – nein, es waren deren zwei – und präsentierte sein in mehrfacher Anzahl vorhandenes Reinigungsarsenal als seien es echte Egon Schiele-Bilder.  Im Unterschied zu einigen ebenfalls ordnungsliebenden Frauen, die ihr Zuhause zeigten, sammelte der Samstagabendherr keine Puppen oder Engel, sondern Sauberkeit. Das einzig gemalte Bild, das einsam an einer klinisch reinen und leeren Wand hing, zeigt seinen Sohn als Kind, gemalt in Thailand nach einer Fotografie; es ist absolut scheusslich.

Jetzt bin ich wieder elitär. Nein. Auch Kinderzeichnungen sind Kunst. Ebenfalls Fotos von Landschaften und Städten. Man könnte auch Briefe einrahmen und an seinen vier Wänden befestigen. Dem Menschen gestern haben die Putzmittel wohl die Fantasie weggeputzt.  

„Mis Dihei“ porträtiert den Schweizer wie er leibt und lebt. Es ist mir wohl nicht vergönnt, mich ein einziges Mal über ein unordentliches Zuhause zu freuen.

Assoziation: Wie stolz war ich eben, einen angebrannten Topf blitzsauber geschrubbt zu haben … . 

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