15. April 2022 Doris Schöni 0Comment

Passend zum Gründonnerstag wurde auf dem deutschen Sender mdr die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach aus der Thomaskirche von Leipzig übertragen.

Der Thomanerchor wurde bereits 1212 gegründet und ist somit einer der ältesten Knabenchöre Deutschlands. Bedeutende Kantoren standen dem Thomanerchor vor. Der berühmteste von ihnen, Johann Sebastian Bach, trat 1723 sein Amt in Leipzig an. Das Evangelium des Matthäus erzählt die Geschichte der Kreuzigung Christi. Mit der Matthäuspassion waren Gewandhausorchester und Thomaner im Jubiläumsjahr 2012 auch in Japan, Korea und England zu Gast. Der damalige Thomaskantor Georg Christoph Biller (1955-2022), der Chor und Orchester leitete, war selbst Thomaner und hat danach in Leipzig Gesang, Dirigat und Kirchenmusik studiert. 1992 wurde er in dieses bedeutende kirchenmusikalische Amt berufen und war damit 16. Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach. Seit September 2021 ist der Schweizer Andreas Reize der 18. Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach.

Im Thomanerchor singen gegen neunzig Knaben, die ab der vierten Klasse – nach einer strengen Aufnahmeprüfung – im Thomaner-Internat schulisch und musikalisch gefördert werden. Neuerdings gibt es Anstalten, auch Mädchen in den Chor aufzunehmen; bis heute wurde es aber nicht realisiert. Der Knabenchor verfügt über ein erstaunliches Stimmvolumen, aber auch über ein gerütteltes Mass an Disziplin. Die Matthäus-Passion von Bach verlangt von ihnen 164 Minuten stillsitzen und stillstehen, zum Teil singen sie auswendig, andere benötigen die Partitur. Sie singen voller Inbrunst, verpassen keinen Einsatz und nur nach längerer Beobachtung bemerkt man das unterdrückte Gähnen des einen und die bösen Blicke auf einen Solisten in der Nähe eines anderen. Wer hat sie zum Eintritt in den Thomanerchor motiviert? Wie ertragen sie das Internatsleben und die knapp bemessene Zeit für Freizeitaktivitäten wie Sport? Feit sie die gelebte Musik vor späteren Missetaten? Wie beeinflusst klassische Musik die Entwicklung der Heranwachsenden? In welcher Weise unterscheiden sie sich von Gleichaltrigen, für die klassische Musik, vornehmlich geistliche Musik, völlig unbekannt ist?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert