Warum verhindert man – die Arbeitgeber – Menschen jenseits der 70 zu arbeiten? Sind sie gottergeben verdammt, Enkel zu hüten, zu lismen, zu singen, zu beten, zu jassen, Gesundheits-, Volksmusik- und Heimatsendungen zu beglotzen und dabei ein- oder zu entschlafen, verdammt, sich nicht zu wehren gegen Klischees, Vorurteile, schematische Einordnungen und abfällige Bemerkungen?
Absagen. Absagen. Absagen. Bis 70 höchstens. Als ob es ein absolutes Alter gäbe! Es gibt demente 40-Jährige und tatterige 50-Jährige, die jüngeren Leute leiden meist unter sogenannten Burnouts oder Allergien, sind erschöpft, missleidig, kränklich – wer leidet denn nicht unter Rücken- und Hüftleiden, geschweige denn unter Schlotterknien – und wären heilfroh, von tatkräftigen, gebildeten, engagierten und frischen über 70-Jährigen von Zeit zu Zeit vertreten zu werden. Die Arbeitgeber sind derart jung veraltet, dass sie noch nicht bemerkt haben, dass Leute über 70 potenter sein können als jüngere Semester, besonders, wenn sie informatisch auf der Höhe sind. Im Übrigen sind sie auch billiger, entfallen doch die Abgaben. Zudem heischen sie auch weniger Lohn … . Die Arbeitgeber verschlafen eine Entwicklung, die sich anbahnt. Sie leiden wohl auch unter Burnouts oder Allergien, sind erschöpft, missleidig und kränklich und verpassen deshalb das Potenzial der AHV-Bezüger. Sie sagen ihnen ab, ohne sich mit ihnen zu befassen. Sie stellen smarte Jungspunde ein, verunsichern die Alten und verhöhnen sie mit Absagen als tatterige Greise.
So werden die Alten eben tatterig, es bleibt ihnen nichts mehr anderes übrig als zu lismen, zu singen (im Chor), zu beten und zu jassen. Eine 91-Jährige schreibt noch immer Bücher, ein 94-Jähriger steuert sein Auto nach Frankreich, eine 101-Jährige besorgt ihren Haushalt alleine. Alternative: Ein 40-jähriger Journalist hat keine Ahnung von klassischer Musik und Bildender Kunst, abgesehen davon zeigt er Lücken in der Grammatik, einem 30-jährigen angehenden Ökonomen (aus Bern) sind die Zähringer nicht bekannt und ein etwas jüngerer Student fragt, wo sich Mailand befindet. Tatterig, aber dennoch denkend, fragt man sich, ob man zu viel weiss, um angestellt zu werden.