Er lebt noch immer, der Kuhhirte aus Ekuador. Er hat eine wundersame Entwicklung durchgemacht und ist an ihr gescheitert. Ein modernes Schicksal, hätte es sich in der alten Welt abgespielt. Also: Es war einmal ein Kuhhirte in den Bergen von Ekuador. Er schlurfte mit hängendem Oberkörper zwischen Kuhstall und Weide. Er sass zu unterst am Tisch mit den anderen Zöglingen und manch einer stahl ihm das Brot aus dem Teller. Er hatte eine Sprache, die niemand verstand, es war die Bilderesprache. Der Leiter der Stiftung beobachtete, wie Juan, so heisst der Kuhhirte, mit einem Stöckchen abstrakte Figuren in den Sand zeichnete. Willst du mir etwas vorzeichnen? frage er. No, no. Juan wich aus und ging zu seinen Kühen zurück. Mit baulendem Oberkörper. Am nächsten Tag gab ihm der Europäer einen Stoss Papiere mit Figuren zum Ausmalen und farbige Strifte. Juan formte aus den Linien menschiche Körper, Frauen, Mämner mit ihren Attributen, aus den Linien war ein ganzes Dorf entstanden in den buntesten Farben. Von nun aus malte Juan, während seine Kühe weideten, er schuf Bild um Bild bis sieben Dutzend voll waren. Willst du mit nmir nach Europa kommen? fragte ihn der Schweizer, Europa, wo ist das? Ich werde esdir hzeigen.
Und eines Tages bestiegen sie ein Flugzeug, vor denen sich Juan so sehr gefürchtet hatte. Juans schleppender Gang wurde hilfloser, weil man ihm Sandalen gekauft hatte. Er wusste nicht, was ihm geschah. Er schlotterte im kühlen europäischen Herbst. Innerhalb dreissig Minuten überwand er dreissig Jahre. Trotz des Kultbetriebes seh,nte er sich nach seinen Kühen und ihrem Mampfen. Anlässlich der Vernissage seiner Bilder kamen sie ihm fremd vor. Deshlab grämte er sich auch nicht, als sich die Wände leerten und sein Lieblingsieblingsbild, nämlich sein Eigenbild, der Mann mit den Sieben Fingern abgeholt wurden. Aus dem Erlös der Bilder wurde Juan mit einer renommierte Kunstschule zusammen gebracht.
Danach malte er kein einziges Bild mehr. Er schlurft wieder sandalenlos umher. Weiss nicht mehr wohin. Aber er lebt noch heute … .