6. Februar 2017 Doris Schöni 2Comment

Die in Muri gedrehte Filmkomödie „Usgrächnet Gähwilers“ ist in den Berner Kinos angelaufen

Usgrächnet Muri, oder: ein wenig Hollywood im Mettlenquartier

Während der heissesten Tage im Sommer 2015 drehte „Tipimages Productions“ Genf Szenen für den Film „Usgrächnet Gähwilers“, eine leichtfüssige Komödie mit der genau richtigen Portion Tiefgründigkeit – satirisch, bissig, spritzig. Die Geschichte könnte sich überall abspielen, überall dort, wo die bürgerliche Fassade mit allen Mitteln aufrecht erhalten werden muss. Das Ehepaar Therese und Ralph Gähwiler lebt in einer Idylle: Einfamilienhaus mit gepflegtem Garten, Zweitauto und eine Reise nach Afrika. Zum vollständigen Glück fehlt Ralph lediglich die Wahl in den Gemeinderat. Diese Wahl wird mit der Hilfe von ebenfalls konservativen Lokalgrössen minutiös vorbereitet. Doch dann begegnet Therese dem Afrikaner Ngundu und die ganze bürgerliche Fassade droht einzustürzen …
Regisseur Martin Guggisberg, dessen Film „Buumes“ (nach einer Kurzgeschichte von Guy Krneta) 2013 die Auszeichnung „Best Screenplay Award La Guarimba“ errang, gab Auskunft über sein neues filmisches Werk.

DSC: Welcher Grund bewog Sie, den Film in Muri b. Bern aufzunehmen?

Martin Guggisberg: Muri eignet sich hervorragend für diese Geschichte, weil die Gemeinde für die Schweiz Vorzeigecharakter hat. Alles ist schön, sauber und die Menschen leben wohlhabend. Sie ist ein filmisches Juwel und gab uns die Möglichkeit für viele spannende Drehorte.

DSC: Kennen Sie Leute in Muri, die Sie zu diesem Film inspirierten?

M’G‘: Ich hatte aber für den Film keine bestimmten Personen als Vorbild. Die Charaktere sind Filmfiguren, die beim Schreiben des Drehbuchs entstanden sind.

DSC: Hat die Geschichte einen wahren Hintergrund oder ist sie frei erfunden?

M’G‘: Die Geschichte ist frei erfunden.

DSC: Wie war die Arbeit mit den – zahlreichen – aus Muri stammenden Statisten?

M’G‘: Die Arbeit mit allen Menschen, die wir in Muri getroffen haben, war äusserst angenehm und gastfreundlich. Es gilt, an dieser Stelle ein grosses Dankeschön an die ganze Gemeinde Muri auszusprechen! Vielen Dank für diese tolle Mitarbeit!

DSC: Warum wurde der Titel des Films geändert?

M’G‘: Der Titel wurde geändert, weil der Verleih den Film dem Kinopublikum „verkaufen“ muss. Der Arbeitstitel „Garten Afrika“ klang zu stark nach Dokumentarfilm. Sie suchten nach etwas in Mundart.

DSC: Die Hauptpersonen im Film sind stark typisiert. Beeinträchtigt diese Typisierung nicht die Aussage des Films?

M’G‘: Typisierung kann helfen,Situationen zu erkennen und für eine vielfältige Diskussion anzuregen.

DSC: Entspricht die Reaktion der Afrikaner nicht dem Klischee „denen darf man nicht den kleinen Finger reichen, sonst nehmen sie die ganze Hand“?

M’G‘: Ich denke nicht, dass die Reaktion der Afrikaner eine solche Aussage macht. Wir wollten genau solchen Klischees entgegenhalten und versuchten, ein dreidimesionales Bild zu vermitteln.

DSC: Schränkt die Dialektform nicht die Verbreitung des Films ein?

M’G‘: Dialektfilme sind beim Publikum immer beliebter. Später kann man immer noch eine Synchronfassung auf Hochdeutsch oder Französisch machen.

DSC: Warum wird Ihr Film als „politisch unkorrekt“ bezeichnet?

M’G‘:“Usgrächnet Gähwilers“ ist eine Satire und soll auch polarisieren dürfen. Das Thema ist aktuell und die Idee provoziert. Wir spielen mit den Gegensätzen und fordern die Leute auf, darüber zu diskutieren.

DSC: Im Samstags-BUND (21.1.2016) über die Solothurner Filmtage steht über Ihren Film: „Ein Hauptbestandteil der Deutschschweizer Komödie ist womöglich doch das Blei“. Was antworten Sie auf diese Bemerkung?

M’G‘: Dem Journalisten hat der Film offensichtlich nicht gefallen. Aber das ist egal. Über Humor lässt sich eben nicht streiten. Wir haben viele gute Reaktionen auf den Film und sind in der ersten Woche mit über 45 Filmkopien in der ganzen Schweiz am Kinostart. Das ist für einen Schweizer Film ein grosses Kompliment und das ist was zählt.

„Usgrächnet Gähwilers“ wird in folgenden Kinos in Bern und Umgebung gezeigt: CineCamera, Kitag Cinemas City, Pathé Westside Bern und Chinoworb, Worb.

2 thoughts on “In Muri gedreht: „Usgrächnet Gähwilers“

    1. Werter Herr Muster

      Danke für Ihren Kommentar.
      Der Film „Usgrächnet Gähwilers“ läuft seit dem 16. Januar 2017 in verschiedenen Berner Kinos, wie ich es im Bericht geschrieben habe.

      Freue mich noch mehr von Ihnen zu lesen.

      Doris Schöni, Muri

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