…sprach der Obdachlose. Was er wohl damit meinte?
Bahnhof: Ein- und Wegfahrten, Ankunft und Abschied. Freude und Leid. Alltag und Sonntag. Rauschen und Rattern. Fremd und vertraut. Menschenmenge und grenzenlose Einsamkeit. Edward Hopper. Männerhüte, heute Caps. Elegant und proletarisch. Caps und Kappen bis zu den Augenbrauen, die Männer-Burka ungeahndet, ungeahndet auch in geschlossenen Räumen, denn sie wissen nicht mehr, was sich ziemt. Knigge? „Was isch daas?“ Gibt es ein Knigge-App?
Jacques Brel, Chanson Orly: „Et nom de dieu! C’est triste Orly le dimanche“. Flugplatz und Bahnhof. Als die ersten Eisenbahnen in der Schweiz von der Mitte des 19. Jahrhunderts an Reisende beförderten, weinten Ehegattinnen beim Abfahren des Zuges bitterlich in ihre Schürzen. Auch an Werktagen. Warum lachen die Menschen in diesem Land so gerne? Es ist aber nicht das Lachen der Süd- und Engländer, es ist ein lautes Losprusten, ein vulgäres Lachen. Nicht Ironie oder feinsiniger Spott, geschweige denn Zynismus, Lachen um des Lachens willen.
Männer lachen zusammen mit Männern, Frauen mit Frauen. Frauenlachen, Männerlachen, Kinderlachen. „Jetzt lächelt sie wieder“, sprach er und meinte einen Vierbeiner. Nun lächelt sie nicht mehr, und das Leben wurde überflüssig. Überall. Ob an Bahnhöfen oder Flugplätzen. C’est triste, nicht nur am Sonntag.
„Ich bin Bahnhof“, sprach der drogensüchtige Obdachlose. An Bahnhöfen ist es immer zügig. Lärmig, wenn der Zug einfährt. Die Menschen hasten und drängeln. Ellbögeln. Versuchen, die Gratiszeitungen zu entziffern. Gut gibt es darin Bilder ohne Legenden. Bahnhöfe sind irgendwie anonym, austauschbar. Herdenimmunitär. Bahnhof der verpassten Züge.