25. Februar 2018 Doris Schöni 0Comment

Die meisten Menschen wundern sich, gelinde gesagt, über ältere Menschen, die sich, wie diese Menschen es ausdrücken, wie „pubertäre Rebellen“ verhalten. „Pubertäre Rebellen“ lehnen Autoritäten ab, spotten über Regeln und Vorschriften, die sie nach ihrem Gutdünken auslegen. Disziplin ist ein Gräuel für sie, sie sind respektlos gegenüber Amtspersonen und empören sich trotz ihres Alters über etablierte Ungerechtigkeiten, anstatt altersgerecht weise zu resignieren und sich mit dem Altenteil zu begnügen.

Swisscom News befasst sich am 25. Februar mit einer der  letzten Zeitzeuginnen des Holocausts, Vera Friedländer. Die fast 90-Jährige überstand Zwangsarbeit bei den Nazis, wurde Professorin und engagiert sich bis heute gegen Rechts. Für die Zukunft zeichnet sie allerdings ein düsteres Bild. Dass Juden heute wieder angegriffen, bepöbelt oder beleidigt werden, sei einfach entsetzlich, sagt sie. „Es ist ein ganz schlimmes Gefühl. Als ob ich zurückversetzt werde in die damalige Zeit.“ Nazi-Ideologie nimmt nach ihrer Beobachtung zu. Das betreffe nicht nur die AfD, das gehe bis in die Mitte der Gesellschaft, so die alte Frau. „Ich sehe für die Zukunft ziemlich schwarz.“

Was das mit den „pubertären Rebellen“ zu tun hat? Wenn man sich mit der Nazizeit und der Shoa – sehr intensiv – befasst hat, intensiv, da den Nazischergen nur durch Zufall entronnen, verwedeln meist die besten Freunde die Zunahme der Rechtsextremen. Und verstehen die für sie übertriebene Ablehnung von Polizei, Militär, Autoritäten, Ämtern und gewissen Parteien und deren Repräsentanten nicht. „Pubertäre Rebellen“ kämpfen gewaltlos gegen die Anfänge von autoritären Strukturen. Ohne die Unterstützung vieler Deutscher, Deutsche, denen Autoritätsgläubigkeit und Gehorsam seit der Kindheit eingeimpft wurden, hätte Hitler nie eine solche Machtfülle entwickeln können. Deshalb: Sobald die Humanität am Schrumpfen ist, Flüchtlinge als Schmarotzer verunglimpft werden, Muslime per se Terroristen sind und Patriotismus zum Hype erhoben wird, sieht man „für die Zukunft ziemlich schwarz.“  

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