Ergattere ich nicht bald eine Tätigkeit – abgesehen von meiner Sozialarbeit bei Terra Vecchia ¨über die Berset-Stiftung – werde ich den Forderungen des Mainstreams, wie man sich im Alter zu verhalten hat, gerecht: zufrieden, demütig, bescheiden, angepasst, dankbar. Und blöd.
Der Mainstream duldet keine alten Schreiberlinge. Konkurrenz steht uns schlecht an. Die Jungen sind jetzt im Spiel. Ihre Themen sind wichtig. Die ganze Welt huldigt ihnen. Allen voran die Lehrer. Sie passen sich ihnen – aus Angst vor Liebesverlust – an. Zu wenig Geschichtsunterricht. Klassische Musik wurde abgeschaft. Französisch verpönt. Soziale Medien sind wichtiger als fehlerloses Deutsch. Vorliebe für Dialekt. Duzen, ja warum nicht? Sie fördern den Materialismus anstatt den Idealismus.
Was soll da eine alte Trottelin? Die keine Ahnung hat von Popsongs, den Stars von Morgen, von Sport“helden“, vornehmlich Fussballern, von Skandalen in sozialen Medien, vom bedrohten Klima, von ihren Problemen, die bei den kleinsten Einschränkungen entstehen, von ihrer Angst vor der Zukunft, von ihren konventionellen Vorstellungen über Ehe, Beruf, Haus- und Autowunsch, von ihrer Markenabhängikeit, von ihrer Handymanie, etc.? Die schimpfen wie die Rohrspatzen über die „Alten“, deren AHV sie bezahlen müssen; übrigens wie wir in unserem Leben bis 65 auch.
Ihre Mütter haben sie derart verpäppelt, dass sie sich als Nabel der Welt wähnen. Während ich am Verblöden bin. Weil meine Schreibe nicht mehr aktuell ist. Weil man in meinem Alter schlicht und einfach nicht mehr arbeitet. Stricken und beten, aber auch Jassen, bieten etliche Seniorenheime als Tätigkeiten an. Sowie v. Tavel lesen lassen. Vielleicht darf man in der Küche beim Gemüseschnetzeln helfen. Geraucht wird an der Kälte, das ist ja so ungesund. Erwähnt man das Kiffen, so rufen sie die Polizei. Bittet man um Junk Food kommt man in die Psychiatrie. Die Aufmüpfigen werden sediet und am Bett fixiert. Wir verursachen den Krankenkassen Kosten, da die Heime von Ökonomen geführt werden und eher geputzt als debattiert wird.
Und ich möchte über den falsch laufenden Antirassismus berichten, über die kulturelle Aneignung, über die Ignoranz gewisser Museumskuratorinnen, die es nicht ertragen, wenn weisse Menschen schwarze Menschen malen. über die unsinnigen Tatoos, über das Kreischen der Mädchen, über das Verteilen von Binden und Tampons an Schulen und in öffentlichen Betrieben, über den toxischen, alten, weissen Mann. Über den Antisemitismus und den Antiislamismus und vielleicht auch über die Zeit des Bildersturms und eventuell über den Röstigraben.
Aber ich warte und hoffe ja vergeblich.