Das Theater am Effinger inszeniert als Schweizer Erstaufführung das Schauspiel „Gott“ von Ferdinand von Schirach. Das Thema setzt sich mit der Frage des von einem Arzt begleiteten Suizides eines Lebensmüden auseinander.
Exit (unter dem Namen Exit bestehen zwei voneinander unabhängige Schweizer Vereine, die sich für die Sterbehilfe einsetzen und diese in Form der Suizidbegleitung auch leisten) und Dignitas (Menschenwürdig leben – Menschenwürdig sterben ist ein Schweizer Verein) leisten Sterbehilfe. Sie können jedoch nur in Anspruch genommen werden, wenn ein Sterbewilliger eine unheilbare Krankheit aufweist.
Im Mittelpunkt des Stückes befindet sich ein bald achzigjähriger Mann, der nach dem Tod seiner Frau nicht mehr leben will. Um ihn versammelt sind die Vorsitzende des Ethikrates, ein Rechtsanwalt, eine Augenärztin, ein Mitglied des Ethikrats, eine Rechtssachverständige, eine medizinische Sachverständige und ein theologischer Sachverständiger. Der eine und die andere werden von der Vorsitzenden zu ihrer Einstellung zum den assistierten Freitod eines körperlich und geistig gesunden Menschen befragt.
Eine Stimme ruft: „Selbstmord ist purer Egoismus“. Der Rechtsanwalt verteidigt leidenschaftlich das Recht auf Selbstbestimmung. Er erinnert an die staatlich verhängte Todesstrafe Es könne nicht die Aufgabe des Staates sein, seinen Bürgern assistierten Suizid zu verbieten. Die medizinische Sachverständige und der theologische Experte kämpfen eloquent gegen jeglichen Suizid. Die Ärztin weich nicht ein Jota vom hippokratischen Eid, den die Ärzte schwören müssen, ab, als Arzt müsse man Leben erhalten, und zwar zu jedem Preis. Sie verweist auf die Euthanasie im Nationalsozialismus und auf alle Missbräuche, welche die Liberalisierung des assistierten Suizids mit sich bringen würden. Ihr Kredo: „Nein, der Tod ist nie unser Ziel“. Für den Pfarrer ist ein Selbstmord so unethisch wie ein Mord. Die katholische Kirche bestreite das Recht auf Selbstbstimmung. Das Leben sei ein Geschenk Gottes, Gott gebe das Leben, deshalb könne nur er es nehmen. Und schliesslich: „Das Christentum ist das Leiden“.
Zudem: das Bühnenbild passte hervorragend. Die Musik war eine Qual.
Vor des Stückes Ende wird das Publikum aufgefordert, für oder gegen die assistierte Selbsttötung abzustimmen. 61 Prozent der Theaterbesucher befürworten sie. Dem ist beizufügen, dass es sich bei mindestens 90 Prozent des Publikums um junge und ältere Besucherinnen handelt. Zufall oder interessieren sich die Männer nicht für dieses Thema?