Es ist weder Neid noch Missgunst, die zu dieser Betrachtung führen. Es geht lediglich um die Verhältnismässigkeit der Baubewilligung für ein winziges und ein höchst bedeutendes Unternehmen. Im Klartext: Das „Lückebüesserli“ (im Muribad) im Vergleich mit dem eben eröffneten Cinedome auf dem Gümligenfeld. Die beiden Unternehmen sind eigentlich nicht vergleichbar, schon wegen ihrer unterschiedlichen Grössen. Die Freizeitanlage umfasst ein Gebäudevolumen von 107’300 m3, der Vorplatz des Muribadrestaurants ist mit wenigen Schritten durchquert. Ja und? Eben: David und Goliath. Während der Gümligenfeld-Totalunternehmer Implenia sicherlich über ein Heer von Juristen und Bauökonomen verfügt, betreibt der Verein „Lückebüesserli“ das adhoc-Beizli, das während drei Monaten im Winter durchgeführt wird, mit zwei Handvoll Freiwilligen, die aus den verschiedensten Berufen stammen.
Ja und? Eben, Goliath und David. Die Lückenbüsser erschraken, als sie im Laufe des Sommers 2017 vom Regierungsstatthalteramt Bern-Mittelland die Aufforderung für ein Baugesuch zur Durchführung des „Lückebüesserlis“, neu im Muribad, da vom Muribadparkplatz aus Gründen des Naturschutzes vertrieben, erhielten. Aus Vorsicht reichte das Team eine Voranfrage zur Baubewilligung ein. Die involtierten Ämter äusserten sich dazu recht wohlwollend, eines aber zweifelte an der Notwendigkeit des adhoc Betriebs – es fehlte ihm offensichtlich die Information über die sechsjährige Erfolgsgeschichte des „Lückebüesserlis“. Trotzdem wagte der Verein Lückebüesserli, dem Regierungsstatthalteramt ein Baugesuch vorzulegen. Viele Auflagen mussten befolgt, Bauprofile (für drei Fahrnisse!) aufgestellt und Stapel von Fomularen ausgefüllt werden. Ein „Lückebüesserli“-Mitarbeiter investierte über 50 Arbeitsstunden für die Ausführung des Baubewilligungsgesuchs. Endlich traf die „provisorisch auf 2 Jahre beschränkte“ Baubewilligung ein, die zu entrichtende Gebühr beutelte das „Lückebüesserli“-Budget beträchtlich.
Ja und? Es ist wohl rechtens, aber völlig unverhältnismässig, dass ein während drei Monaten betriebenes adhoc-Beizli (im gemeindeeigenen Muribad) ein Baugesuch einreichen muss als wäre es eine Freizeitanlage mit einem Gebäudevolumen von 107’300 m3. Der Betrieb des „Lückebüesserlis“ generiert kaum Gewinn, obwohl das Team Freiwilligenarbeit leistet. Freiwilligenarbeit zugunsten der Aarespaziergänger und weiterer Gäste, die es schätzen, andere Menschen am Feuer zu treffen und sich mit ihnen – ein Glas Glühwein, einen Becher Punsch oder einen Kaffee-Baileys in der Hand – auszutauschen. Die Freizeitanlage hingegen muss rentieren, schliesslich kostete ihre Realisierung 40 Millionen Franken. Also doch Goliath und David?