Es gäbe Superstellen, die mir entsprächen. Ich kann mich aber nicht dafür bewerben – zu alt. Wäre ich dabei überfordert?

Von meiner Behendigkeit  habe ich wohl etwas eingebüsst. Aber noch immer bin ich imstande, Nächte durchzuarbeiten, um Abgabefristen einzuhalten. An Ideen fehlt es mir nicht, sie sprudeln wie eh und je. Im Sommer des letzten Jahres wurde ich für einen Job, der sich als Traumjob erwies, ausgesucht. Meine Arbeiten gefielen, mein Umgang mit den Vorgesetzten war hervorragend, ich wurde geschätzt und gelobt. 

Doch dann muss ein Zwist in der obersten Etage ausgebrochen sein. Der Chef, der mich ausgesucht hatte, wurde von einem Mitglied des Verwaltungsrates ersetzt und verschwand, als hätte es ihn nie gegeben. Hatte er etwas Schwerwiegendes begangen oder wurde er vor die Türe gesetzt, weil das Mitglied des Verwaltungsrates seine Stelle begehrte? Ich werde wohl nie die Wahrheit erfahren, sein Nachfolger oder besser: Vertreiber, ist als heute typischer toxischer Verwaltungsrat verschwiegen und intransparent; er ist nicht Manns genug, sein Fussvolk über die veränderte Lage auf der Chefetage zu informieren. Er faselte etwas von einer Veränderung des Konzepts, als er alle vom vorherigen Chef Angestellte kurzerhand entliess. Nach meiner Einschätzung kann er am Konzept des Projektes nichts ändern, er würde damit das Projekt aufgeben. 

Ich gab mein Herzblut für das Projekt und fühle mich verschaukelt. Ich hätte bis ans Ende meines Lebens dafür arbeiten können, aber aus eigennützigen Gründen wurde mir das versagt. Es gäbe Superstellen, wäre ich 20 oder 30 und noch besser 40 Jahre jünger. 

Frust und Frust mal Frust behalte Frust: Leider ist die Ritterlichkeit heutzutage ausgestorben. Zu gerne hätte ich diesem Mitglied des Verwaltungsrates den Fehdehandschuh vor die Füsse geschmissen und bin überzeugt, dass ich ihn, den Tennisspieler, trotz des Altersunterschieds mit dem Degen bezwungen hätte.