Mein Cousin aus Haifa benachrichtigte mich über den Tod einer unserer Cousinen, deren Mutter ich sehr gut kannte und schätzte.
Er brauchte die beiden Begriffe „Beerdigung“ und „Erinnerungs-Zeremonie“. Ich weiss nun nicht, ob die beiden Ereignisse gesondert voneinander stattfinden. Der Ausdruck „Erinnerungs-Zeremonie“ gefällt mir ausnehmend gut und ich nehme ihn in mein Vokabular auf.
Erinnerung ist das Einzige, die vom Menschen übrig bleibt. Hat man Kinder und Enkel, so währen diese Erinnerungen viel länger als bei jemandem ohne Anhang. Meine beste Freundin nannte es „se créer des souvenirs“ und meinte damit die Erinnerungen, die ihre Töchter, Enkelinnen und Urenkelinnen von ihr bewahrten. Das war ihr sehr wichtig.
Eine „Erinnerungs-Zeremonie“ bedeutet auch, die Erinnerungen an die verstorbene Person wach zu rufen, Episoden, Anekdoten und Erlebnisse wieder zu beleben und Emotionales nicht einfach zu verdrängen. Bei der Erinnerungs-Zeremonie kann es erlaubt sein, auch die Defizite der Verstorbenen zu erwähnen. Das Sprichwort „de mortuis nihil nisi bene“ zu Deutsch „über Verstorbene nichts Schlechtes sagen“ sollte getrost beiseite gelassen werden, da ja kein Mensch unfehlbar ist. Oder darf erst ein Porträt in Buchform negative Seiten eines Verstorbenen aufgreifen?