1. Juli 2022 Doris Schöni 0Comment

Sie sind nicht zu vermeiden, diese immer länger und dümmer werdenden TV-Reklamen, lediglich auf deutschen Kultursendern wie 3Sat, Arte und ZDF-Info wird man davor verschont.

Meistens vergällt zudem überlaute, aggressive Musik die „Mission“ der Produkte, die je nach Uhrzeit das oder jenes Zuschauersegment zum Kauf animieren will, am Abend werden junge, urbane, modische Frauen und Männer ins Visier genommenund und Estrahlende Familien , nach Mitternacht kommt Schlüpfriges, aber für wen eigentlich? Sicher nicht für Früharbeitende – das sind ja sozusagen alle Schweizerinnen und Schweizer -, für Omas und Opas? Diese legen sich gewohnheitsmässig ebenfalls frühzeitig zu Bett. Die Verantwortlichen der TV-Werbung haben sich wohl mit dieser Platzierung vertan.

Diese Reklamen sind immer derart tierisch ernst. Lediglich die hin und wieder vorkommenden Tiere – wie zum Beispiel der Möbel-Vogel – sollten witzig sein, aber sie sind plump, weder humorvoll noch amüsant, sie zaubern nicht einmal ein Schmunzeln auf die Lippen. Die Kosmetik-Anpreisungen sind penetrant mit der unterschwelligen Drohung: „Du musst das kaufen, sonst musst du dich von der Welt zurückziehen“. Immer dieser Drohfinger mit „man macht das heute so“. In der Schokoladenwerbung spielen entweder sinnliche Frauen oder kindische Kinder die Hauptrollen. Coca Cola oder ähnliches will die Jungen beeinflussen mit einem Hang zur Esoterik, wirkt doch die Magie als Magnet. Kleider und Schuhe werden von den attraktivsten Mannequins (mit Absicht nicht Models“) vorgeführt. Bei den Anpreisungen von Windeln -mit 12-stündigem Auslaufschutz – ist einer der Werber auf die geschmacklose Idee gekommen, einen Säugling bei einem unappetitlichen körperlichen Vorgang abzubilden; solche Windeln würde ich nie kaufen. Dann die Werbung für Ferien: Die Zuschauer werden angewiesen, dorthin mit jener Firma zu reisen, wo jedermann von jener Firma hinreist, hat doch diese Firma bereits Hunderte oder gar Tausende Mitglieder. Kraft durch Freude? Bierernst, nein beim Biertrinken sind die Protagonisten fröhlich, reissen das Publikum aber nicht mit angesichts des sich ständig vergrössernden Angebots an Pseudo-Bier mit Apfel- und Orangengeschmack, man würde doch besser Apfel- und Orangensaft ohne Biergeschmack trinken. Nach dem Bier kommt der Wein: am TV ist er dauernd heruntergesetzt, wobei die Firma D die bereits heruntergesetzten Weinpreise weiter reduziert, die Firma C jedoch die heruntergesetzten Weine wieder heraufsetzt, um sie dann wieder zu reduzieren. Selbstverständlich wird der Nachhaltigkeit besondere Aufmerksamkeit gezollt. Man isst grün, verzehrt lediglich glückliche Tiere (welcher Zynismus!) und gute Schweizer Eier. Selbst die Mac’s bieten vegane Hamburger an (vegane Hamburger, Biscuits, Wienerli, Bratwürste, etc. muten eher quer an: unerklärlich, warum Veganer (und-innen) genau jene Prudukte essen wollen, die sie eigentlich verpönen). Den potentiellen Käufern von rezeptfreien Medikamenten wird geraten, eine „Fachperson“ zu konsultieren und den Beipackzettel gründlich zu lesen. Wer hat Lust und Zeit, die angsterregenden Prospekte zu lesen, die ohnehin den Firmen nur zur Absicherung dienen? Preservative und Gleitsalben anzupreisen ist unnötig, jedes Kind weiss darüber Bescheid.

Bestimmt gibr es eine Statistik, die belegt, wieviele TV-Zuschauer von den TV-Reklamen zu Käufen ermuntert werden. Ich zweifle am Erfolg oder besser: der Wirksamkeit der TV-Reklamen. Sendungen werden damit zerstückelt, halten die Zuschauenden für blöd, haben überrhaupt den Draht zur Basis verloren. Die TV-Reklamenmacher gaukeln eine Traumwelt vor, eine Traumwelt, die es nicht mehr gibt.

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