Sind Sie auch schon Menschen begegnet, die beim Anblick eines Bildes ausrufen: „Das könnte ich auch“. Dabei sind sie weder künstlerisch begabt noch ausgebildet.
Dank Google, Wikipedia usw. glaubt sich in der heutigen Zeit jedermann imstande, über alles alles zu wissen. Ein in der klassischen Musik völlig Unbedarfter kann einwandslos behaupten, der Pianist habe das vorige Mal besser gespielt. Einer, welcher unfähig ist, ein hochdeutsches SMS zu verfassen, glaubt sich fähig, journalistische Texte zu beurteilen, das heisst, sie zu zensieren. Taucht eine Frage auf, auf die keiner eine Antwort kennt, wird rasch gegoogelt, die Lösung erscheint auf dem meist kleinen Bildschirm, sie wird vorgelesen, dann aber dann umgehend gelöscht und schnell vergessen. Offenbar plant eine impfkritische Gruppe eine Demo, die dazu führen soll, den Bundesrat in corpore zu vertreiben. Ahmen sie den Sturm aufs Capitol – bestimmt besser geplant – nach und trachten sie etwa nach einem Job als Bundesrat? Es wird gesagt, der Bundesrat entspreche dem Durchschnitt der Schweizer Bevölkerung. Würde bei der Eroberung des Bundesrates durch Impfgegner der Durchschnitt noch durchschnittlicher?
Können Sie sich einen muskelbepackten, von oben bis unten tätowierten 30-Jährigen vorstellen, wie er mit einer Keule ausgerüstet, ins Bundesratszimmer stürmt und in eine obrigkeitsgläubige Starre verfälllt? Man respektiert Legenden in diesem Land. Man bildet sich ein, alles, wie es so hässlich heisst, „im Griff“ zu haben, man überschätzt sich dauernd und ist überzeugt, das Zeug zu höheren Weihen zu haben.
Das Sprichwort „Schuster bleib bei deinem Leistern“ geht auf den Maler Apelles (Apelles war einer der bedeutendsten Maler des antiken Griechenlands und des ganzen Altertums; er war ein Zeitgenosse Alexanders des Grossen, geboren etwa 375–370 v. Chr. in Kolophon; gestorben gegen Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. in Kos) zurück. Dieser soll seine Gemälde so aufgestellt haben, dass er hinter diesen stehen und die Bemerkungen der Betrachter anhören konnte. Ein Schuster bemängelte das Fehlen einer Öse an einem gemalten Schuh, woraufhin Apelles diese ergänzte. Der stolze Schuster kritisierte nun aber auch noch das Bein, was Apelles mit dem Ausruf „Ne sutor supra crepidam!“ ‚Der Schuster soll nicht über seinen Leisten hinaus (urteilen)!‘ quittierte.
Dieses Sprichwort findet heute keine Gültigkeit mehr. Dank Google, Wikipedia usw. weiss man über alles alles.
