Es war ein unvergesslicher Donners-Tag. Shopping in Lörrach mit meiner liebsten Freundin, denn wir sind eine Art Shopping-Zwillinge.
Wir erkannten unsere Verwandtschaft, als wir uns zum ersten Mal – zusammen mit zwei Bekannten – in Frankreich auf eine Einkaufstour begaben. Die beiden Bekannten standen etwas genervt beim Ausgang des Einkaufs-Tempels, während wir wie in einem Rausch von einem Gestell zum nächsten eilten, freudig erregt über all die Produkte, die darauf warteten, gekauft zu werden.
Jahre gingen ins Land. Hin und wieder durchliefen wir in Deutschland oder Frankreich Geschäfte, doch meistens nicht zu zweit. Wir hatten einige Kämpfe auszufechten, doch es gelang nie, uns auseinander zu dividieren. Wir fanden immer einen modus vivendi, der sich jedoch nicht nur aufs gemeinsame Einkaufen beschränkte.
Lörrach im August, nach einer Nacht heftiger Gewitter, die eine unheimlich lange Hitzeperiode beendete. Es war noch immer warm, nicht mehr drückend heiss. Lörrach ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch – anders als Bern – menschenfreundlich. Es gibt viele Parkhäuser, ganz in der Nähe von sogenannten Fussgängerzonen mit Grünanlagen, Geschäften jeglicher Art, Bars, Restaurants, Imbissbuden sowie Gelaterias. Anders als ich, hatte mein Einkaufs-Zwilling genaue Vorstellungen von den geplanten Anschaffungen. Zuerst verweilten wir lange in einem Nahrungsmittelladen, liefen alle Gänge ab und schwelgten in der Vielfalt von Esswaren, die im Einkaufswagen bald den ganzen Platz einnahmen. „Reibekuchen …“, „rote Rettiche …“, „besondere Kartöffelchen …“, „Peperoni-Lyoner …“, „Lachsschinken …“, „Peperoncinifäden …“, „Bratöl …“, „gesalzene Butter, streichfähig …“ und „Glückskekse …“. Dann in einen Kleiderladen, proppenvoll mit Erzeugnissen zur Verschönerung der Menschen, günstig im Preis. Zwei Paar Schuhe für sie. Weiter in eine Buchhandlung. Staunen über die grosse Auswahl an Veröffentlichungen (für Menschen, die nicht mehr lesen wollen und können?), Schmunzeln beim Lesen von lustigen und tiefsinnigen Grusskarten, und „hast du den Stressabbauer gesehen“? „Ja, nein, zeig her …“, aber ich zweifelte an seiner Effizienz: „ein Joint wäre besser …“, sie unterbrach mich „aber doch nicht mit kleinen Kindern“. Meine lädierte Hüfte schrie zum Himmel und meine Fusssohlen brannten, zehn Minuten Erholung bei Kaffee und Coca und munter weiter zum Drogerie-Markt. Waschpulver, Shampoos, Duschprodukte, Handcrèmes: alle zu einem lächerlichen Preis, Kosmetik für Damen, „schmieren und salben hilft allenthalben“. Die Einkaufstüten drohten zu bersten, sie konnte nicht mehr und war am Verhungern, ihr wurde schummrig vor den Augen, ich zog meine rechte Hüfte hinter mir her, wir setzten uns irgendwo und rauchten. „Noch einen Fressladen, nur noch einen, aber zuerst verstauen wir die Tüten im Auto und suchen ein Restaurant“. „Zu Fuss“? „Zu Fuss“. „O nein. In meiner Hüfte wütet eine fette Hexe“. Wir suchten den Fressladen heim, liessen uns verführen, kauften als würde es verboten, fuhren von der einen Parkgarage in die nächste, ein Katzensprung und fanden Platz in einem Nobelrestaurant, allerdings galt es vorher, eine steile Treppe zu erklimmen. Das Essen war, na ja, deutsch eben, wir mussten uns nähren.
Die Rückkehr spielte sich bei heftigem Regen ab. Ein unvergesslicher Donnerstag.