6. Februar 2017 Doris Schöni 0Comment

In der NZZ am Sonntag (5.2.2017) schreibt Patrick Imhasly einen amüsanten Artikel unter dem Titel „Ich wünsche mir einen Dorftrottel“. Er bezieht sich dabei auf die Aussage Christoph Blochers – oder dessen Gattin? – an der diesjährigen Albisgütli-Tagung „Akademiker sind Dorftrottel“.

Sind Dorftrottel nicht ausgestorben? Entweder verrotten sie in der Psychiatrie oder wurden recht-geformt. Möglicherweise band man ihnen eine Kravatte um und schickte sie in die Politik. Sie dienen also nicht mehr als Blitzableiter, sprich Sündenböcke. Menschen aus der Fremde wurden mit dieser Rolle versehen.

Wie wird man ein Dorftrottel oder eine Dorftrottelin?

Man stelle sich vor, eine nicht mehr ganz taufrische Frau schreibe im Laufe von 15 Jahren hunderte von Berichten über alle möglichen Gebiete für eine Lokalzeitung. Man nimmt sie im Dorf wahr. Unzählige Leser der  Lokalzeitung beglückwünschen sie für diese Berichte, wildfremde Menschen halten sie auf der Strasse an und sagen: „Sie sind doch die Verfasserin der schönen Berichte“ und einige fügen noch bei: „Ich habe vor Rührung geweint …“. Doch es gibt auch andere Dorfbewohner. Sie sind frustriert, gestresst, missgünstig. Meistens sind es Chefs, die wohl nicht zu fest in ihren Satteln sitzen. Sie reagieren unverhältnismässig auf Zitate, die sie gesagt, aber etwas anders gesagt haben. Aus Angst vor Konsequenzen schreien sie nach Konsequenzen. Und schimpfen nicht mit ihr, sonderen beklagen sich bei ihren Vorgesetzten. Dann gibt es noch die Wichtigtuer, die, auch unbedarft in zum Beispiel der klassischen Musik, Formulierungen miss- oder überhaupt nicht verstehen und sich über Sätze echauffieren, die überhaupt nicht vorhanden sind.

Und so wird die nicht mehr ganz taufrische Frau gechasst oder elegant: ersetzt. Von einem ebenfalls nicht mehr ganz taufrischen Mann, doch jünger und Familienvater, der aus einer ganz anderen Bildungsecke stammt, aber für die heutigen Ansprüche genügt.

Also wird die Frau eine Dorftrottelin. Man nimmt sie im Dorf noch immer wahr, geht ihr jedoch aus dem Weg. Man sucht angesichts gechasster und ersetzter Menschen das Weite. Sie könnten ansteckend sein. Insgeheim lachen einige der Dörfler schadenfreudig. Über jemanden schadenfreudig lachen: Und siehe da, die Dorftrottelin ist geboren, obwohl sie lieber sterben möchte.  Als Dorftrottelin müsste sie jetzt den Hanswurst „machen“. Im Dorf laut lachen, sich lächerlich gebärden.  Zu alt, recht-geformt zu werden, zu alt für die Politik, wird sie sich in die Psychiatrie einweisen und dort verrotten. Im Dorf hingegen muss man einen neuen Dorftrottel finden, obwohl die Fremden als Blitzableiter, sprich Sündenböcke gerade rechtzeitig gekommen sind. Zudem sprechen sie kein Deutsch, und wenn Deutsch nicht Mundart. Spricht der Dorftrottel eigentlich wie ihm der Schnabel gewachsen ist?  Hype!

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert