Da war so ein junger Mann aus Basel unter den Tausenden von vermeintlichen Nachwuchssängern, die von Ballermann magisch angezogen werden. Der junge Mann war etwas ungelenk, seine Frisur entsetzlich und sein Hochdeutsch (Hochdeutsch war während Jahren die Umgangssprache auf Mallorca) eine wirkliche Fremdsprache. Sein Vater, ein unsicherer, gut aussehender Mann in den Vierzigern, begleitete den jungen Mann auf die Ballermann-Insel, und zwar als Coach, Trainer, Berater, Seelenmasseur, Bruder und vor allem tröstender und motivierender Vater.
Der junge Mann hatte von Rap auf Schnulze umgestellt, sein Lied, heute Song genannt, war halb in holperigem Englisch und halb in Baseldeutsch verfasst. Er war besessen, sich bei „Ballrmaa“ produzieren zu können und liess dafür sämtliche Hemmungen oder besser: Zurückhaltung fallen.Am Strand ging er Deutsch sprechende Touristen an, verteilte CDs mit seinem Song, T-Shirts mit seinem Namen, sprach in Ballermann-Lokalen mit dessen Stars und Produzenten. Und da sich einige Stars zu Tode langweilten, gaben sie ihm Ratschläge zur Verbesserung, trainierten seine Auftritte und manch einer gab ihm die Chance, seinen Song auf der Bühne vorzutragen. Das ausgelassene, halb- und ganztrunkene Publikum grölte zwar mit, doch Begeisterungsstürme ereigneten sich nie. Er bewegte sich zu schwerfällig, zu bieder, ihm fehlte die Leichtigkeit des Seins, er war zu verbissen, um zu gefallen.
Hin und wieder sah man ihn im mit seinem Vater geteilten Hotelzimmer, immer Ballermann auf den Lippen, immer hoffend, seinen Vater um Bestätigung bittend, der sie ihm gab, ihm auf seine bescheidene Art Mut machte, aber einfach überfordert war. Dem jungen Mann gelang es, sich mit einem Ballermann-Star, einer Österreicherin, in ihrem Haus auf Mallorca zu verabreden mit der Bitte um Ratschläge, ihr es gleich zu tun, den Ballermann zu erobern mit seinem Lied, dem halb englischen, halb baseldeutschen „Fuck you …“ zur Ballermann-Ikone zu werden.
Doch es kam anders. Die Österreicherin und ihr Gatte, ein Tontechniker, liessen durchblicken, er habe weder Talent zum Singen noch zum Entertainer, nicht gerade „Schuster bleib bei deinen Leisten“, doch sehr abratend. In seiner bescheidenen Art verabschiedete sich sein Vater, doch sein Sohn erkannte die Tragweite des abschlägigen Urteils nicht.
Sie reisten wohl mit vielen Samples, „Fuck you …“ T-Shirts und bitteren Erfahrungen in die Schweiz zurück. Was nun, junger Mann?