28. Januar 2023 Doris Schöni 0Comment

Schweizerinnen und Schweizer, die der Sprache gegenüber achtlos sind, übernehmen gedankenlos Ausdrücke aus Deutschland. Man denke nur an „Tschüss“. Auch der Spruch „keinen Bock haben auf …“ wird immer beliebter.

Woher stammt „Bock haben“?

Die Redensart Bock haben leitet sich ursprünglich vom Wort bokh ab und bedeutet Hunger. Abwandlungen des Wortes gibt es in vielen weiteren Sprachen wie beispielsweise Griechisch („bok“), Polnisch („bokh“), Russisch („bokhá“). Oft werden diese Wörter jedoch heutzutage nicht mehr oder nur sehr wenig im Alltag genutzt. Die Bedeutung bleibt jedoch in allen Sprachen ähnlich und lässt sich meistens mit Hunger oder hungrig sein übersetzen.

Im Laufe der 1980er-Jahre veränderte sich dann in Deutschland die Bedeutung des Wortes: Bock haben steht seitdem umgangssprachlich dafür, dass jemand Lust auf etwas hat und wurde in der Anfangszeit hauptsächlich in der Jugendsprache verwendet (ähnlich wie in späteren Generationen das Wort „geil“).

Und woher kommt „Keinen Bock haben“?

Die Verneinung keinen Bock haben dürfte unter anderem auf die sogenannte Null-Bock-Generation seit den 1980ern zurückzuführen sein. Dass die Nutzung im Alltag seitdem stark zugenommen hat, lässt sich unter anderem auch im Schriftgebrauch feststellen. Über den Ngram-Viewer von Google, der Publikationen der letzten 500 Jahrhunderte auf die Häufigkeit von Wörtern oder Wortkombinationen untersucht, kann ab dem Jahr 1977 ein sprunghafter Anstieg für die Redewendung „Null Bock“ festgestellt werden. Wohingegen die Nutzung von „Bock haben“ laut dieser Statistik ihren Höhepunkt bereits 1942 gehabt hat.

Letzteres lässt sich eventuell damit erklären, dass 1942 in Europa der zweite Weltkrieg in vollem Gange gewesen ist. Soldaten, die an der Front kämpften, und die einbrechenden Wirtschafts- und Lebensmittelproduktionen könnten zur häufigeren Verwendung der Formulierung geführt haben, die in ihrer bereits oben erwähnten Ursprungsform Hunger haben bedeutete.

Heutzutage wird „keinen Bock haben“ nur noch in seiner neueren Bedeutung im Sinne von Unlust genutzt: Ich habe keinen Bock mehr!

Wie oft, wird die ursprüngliche Sinn eines Wortes verfälscht. Ähnlich erging es dem Adjektiv „geil“. Bis ins 15. Jahrhunderert bedeutete „geil“ ‚erfreuen‘, und mittelniederdeutsch gīlen, ‚begehren‘, sowie niederländisch gijlen, ‚gären‘, und litauisch gailas, ‚heftig]) werden bereits seit dem 15. Jahrhundert auch die senkrecht nach oben stehenden Triebe von Bäumen bezeichnet. Geil wird auch in den Bedeutungen „lustvoll“, „lüstern“ und „sexuell erregt“ verwendet. Durch diesen Bedeutungswandel wird das Wort heute in der Zusammensetzung mit sein nur noch dann gelegentlich im Sinne von „sexuell erregt“ verwendet, wenn es sich auf die eigene Person bezieht („Ich war heute den ganzen Tag lang geil“). „Du bist so geil“ bedeutet heutzutage hingegen nicht mehr, dass man jemanden sexuell attraktiv findet, sondern dass man jemanden für besonders außergewöhnlich hält und von seiner Persönlichkeit (in einer bestimmten Situation) begeistert ist. In einem rein sexuellen Zusammenhang wird geil inzwischen seltener mit dem Hilfsverb sein verwendet, sondern häufiger in der Zusammensetzung geil werden oder jemanden geil machen. Mit dem Hilfsverb machen ist die sexuelle Bedeutung von geil noch eindeutig und hat so auch seine anrüchige Konnotation nicht vollständig verloren.

Die positive sowie provokante Besetzung des Adjektivs geil und seine Popularität wurden ab 2002 in einer umstrittenen Werbekampagne genutzt; siehe Geiz ist geil.

Das Duden-Bedeutungswörterbuch erklärt neben der meist abwertenden Bedeutung im Sinne von sexueller Begierde als Synonym für lüstern und der umgangs- und jugendsprachlichen Bedeutung als begeisterte Steigerung von gut und der botanischen Bedeutung (lang, aber wenig kräftig in die Höhe wachsender Trieb) geil in der Wendung auf etwas geil sein, was so viel bedeute wie „auf etwas versessen sein, etwas um jeden Preis haben wollen“. In diesem Sinne wird -geil auch oft als adjektivisches Pejorativsuffix verwendet (etwa in machtgeil, geldgeil, karrieregeil).

Als der Ziegenbock seinen Hund zum Spielen traf, meckerte er „buuuäääh! Ah!“. Der Hund war erst im Begriff, Ziegisch zu lernen, also verstand er ihn noch nicht. „Was meinst du“, erkundigte er sich. Der Ziegenbock erneut “ buuuäääh!“. Er hatte jedoch seine Hausaufgaben für den Hündischunterricht gelöst und bellte „keinen Bock zum Spielen“. Der Hund nickte und trollte sich, hinter sich herrufend: „Auch ich habe keinen Bock, lieber Bock“.

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