Die Diskussion dauerte die halbe Nacht. Der hochintellektuelle, verbitterte, resignierte, aber äusserst ärgerliche Franzose merkte auf als ich den Satz fast lächelnd aussprach: Ich gehöre nirgendwo hin. So habe er sich immer gefühlt: Nirgendwo dazugehörend, aber formuliert habe er es nicht. Im Unterschied zu Ihnen, fügte ich bei, gefällt und entspricht mir diese Erkenntnis. Ich möchte tatsächlich nirgendwo dazugehören.
Er, der politische Journalist und Englisch-Französisch-Übersetzer von „romans qui font pleurer Margot“ sah mich zweifelnd an. Assoziierte er meine Aussage mit „chiens sans colliers“?
Was nützt angesammeltes Wissen heutzutage? Er und ich ertrinken in einem Meer von Unzulänglichkeiten und Irrtümern. Ein Leben lang befanden wir uns zur falschen Zeit am falschen Ort. Anachronismen. Zeitwidrigkeit bedeutet die Einordnung von Vorstellungen, Ereignissen, Dingen oder Personen in einen falschen zeitlichen Kontext. Ainsi soit-il … .
Ich habe natürlich sofort gemerkt, welchen Abend und welche Person Du beschreibst, wie immer sehr treffend. Aber man muss nicht verzweifeln, wenn man irgendwohin oder eben nirgends hingehört. Wie wir erfahren, wollen es die Einen so, die Andern anders. Und wer nicht weiss wo er hingehört, der sucht weiter und findet vielleicht einmal seinen Ursprungsort. Der, der alles weiss von anfang an, kann sich evt. zu Tode langweilen. Also Kopf hoch und weiter suchen und diskutieren.