20. August 2017 Doris Schöni 0Comment

Niemand, absolut niemand setzt sich für eine entlassene Person ein, auch wenn sie vorher hoch geschätzt, beliebt und als zuverlässig und hilfsbereit bekannt war. Selbst wenn sie der Altersguillotine zum Opfer fiel, schert sich kein Teufel, geschweige denn ein – heute so beliebt gewordener – Rettungsengel um sie.  Eine Stille, ein undurchlässiger Vorhang legt sich über sie, ein Kokon der Unsichtbarkeit hüllt sie ein, sie wird zwar zögernd gegrüsst, doch keiner fragt sie nach ihrem Befinden, ihrer Befindlichkeit.

Erleidet man eine Krankheit, so wird weitschweifend darüber gesprochen. Dieses Thema interessiert allemal. Dank Google ist jedermann ein kleiner Dr. med., man ist im Bild über Herzbeschwerden, Krebs, Multiple Sklerose, Arthrose, Darm- und Magenspülungen, „Schleglis“, Krampfadern, Frostbeulen, Allergien, ja besonders Allergien, die sind hoch im Kurs, Demenz, die man fürchtet, weil man sie bereits in sich trägt, Ohrenrauschen, HIV, Hämorrhoiden, so unappetitlich sie auch sind.

Entlassene lässt man in einem betonierten Verlies vermodern, der Entlasser blockiert ihre Fragen ab, rechtfertigt sich nicht einmal für die Entlassung, nötigt die Auftraggeber, sich mit einem inkompetenten Nachfolger zu begnügen, ansonsten sie nicht mehr zu berücksichtigen. Jenen, denen das Produkt der Entlassenen Freude verschaffte, murren über die Qualitätseinbusse, beklagen sich bei ihr, der Entlassenen, nicht beim Entlasser, der sie abwimmelt wie lästige Insekten. Sie beklagen sich bei ihr, als ob sie schuld wäre am nun geschundenen Produkt. Aber sie beklagen nicht sie, das Opfer der Entlassung, sondern bedienen sich eines Gemeinplatzes wie „so ist es halt“, „es ist wie es ist“ oder „du musst dich damit abfinden“. Abfinden? 

Die Lobhudler, Sympathitisanten und auch die Fans haben keine Demonstration gegen den Entlasser veranstaltet, ihn nicht mit Protestbriefen oder gar Drohungen überschwemmt, keine Petition eingereicht und keine Beschwerden an die übergeordnete Stelle gerichtet. Man mag sich heutzutage nicht einmischen, sich für jemanden einsetzen, über ein „fait accompli“ debattieren, es ist eben wie es ist. Die Warums sind eingefroren und verholzt. Und für Empathie fehlt ohnehin die Zeit.

In einer feinen Gemeinde frönt man der „Political Correctness“, aber diese „Correctness“ ist nichts anderes als Feigheit und mangelnde Zivilcourage.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert