Der Aufschwung, den der Schwingsport in den letzten Jahren erfuhr, ist ein Phänomen. Die Gründe für dessen Popularität sind vielfältig. Einer davon steht wohl im Zusammenhang mit dem aufkeimenden Vaterlandsstolz, Swissness ist in, man besinnt sich wieder auf seine Wurzeln. Sprechen, wie einem der Schnabel gewachsen ist und einen Sport lieben, der nur in der Schweiz betrieben wird, gehen Hand in Hand. Schwingen ist weder olympisch – und wird es auch nie sein – noch international, die Namen der Schwingenden sind typisch schweizerisch, bodenständig und vertraut. An Schwinganlässen treten Jodlerchörli und „Hudigägeler“ auf, man hüllt sich in Tracht und die…
Niemand, absolut niemand setzt sich für eine entlassene Person ein, auch wenn sie vorher hoch geschätzt, beliebt und als zuverlässig und hilfsbereit bekannt war. Selbst wenn sie der Altersguillotine zum Opfer fiel, schert sich kein Teufel, geschweige denn ein – heute so beliebt gewordener – Rettungsengel um sie. Eine Stille, ein undurchlässiger Vorhang legt sich über sie, ein Kokon der Unsichtbarkeit hüllt sie ein, sie wird zwar zögernd gegrüsst, doch keiner fragt sie nach ihrem Befinden, ihrer Befindlichkeit. Erleidet man eine Krankheit, so wird weitschweifend darüber gesprochen. Dieses Thema interessiert allemal. Dank Google ist jedermann ein kleiner Dr. med., man…
Kleine Männer haben sehr oft eine „Wadenbeisser“-Mentalität, wie Terriers, schreibt eine Einsenderin im Forum auf „Elite-Partner“. Der Individualpsychologe Alfred Adler meinte schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Muster zu erkennen, dass eine vergleichsweise geringe Körpergrösse und mit ihr ein Gefühl der Minderwertigkeit ausgeglichen werden müssen durch äusserlich sichtbare Erfolge und Statussymbole. Und wo war das besser zu erreichen als in den höchsten Ämtern eines Staates. Adler suchte einen griffigen Terminus, blickte auf die jüngere Geschichte und nannte das Phänomen „Napoleon-Komplex“. Männer unter 1,80 Meter sind bei Partneragenturen nur schwer vermittelbar. In Partnerschaftsanzeigen suchen 80 Prozent der Frauen einen Mann…
Und es wurde wieder ausgiebig geböllert. Bereits am Morgen, Nachmittag und Abend. Lediglich ab ungefähr 2 Uhr morgens ist wieder Stille eingekehrt. Da liegen die Ottos Jedermann im Schlaf mit hoffentlich dröhnenden Ohren. Sie haben es wieder einmal gezeigt, was so richtig krachen soll an des Schweizers (künstlichem) 1. August. Im Nahen Osten lieben es die Menschen, seien es Muslims, Christen, Maroniten, Drusen und all die übrigen Gemeinschaften, es richtig krachen zu lassen. Sie drücken damit Freude und Kummer aus. Es sind aber nicht Raketen, die sie in den Himmel jagen, sondern Gewehrkugeln. Gewehre mit richtiger Munition. Die Zeitungen berichten…
Es gibt Menschen, die zählen die Stunden bis zu ihrer Pensionierung. Andere, die sich bei ihrer Arbeit im siebten Himmel wähnen, würden bis zu ihrem letzten Atemzug arbeiten, wenn das Pensionsalter nicht eine unüberwindbare Hürde darstellte. Plötzlich sind sie nichts mehr wert, obwohl sich auch im Alter ihre Hirnzellen vermehren und neu vernetzen. Es gibt Vierzigjährige, die abgelöscht, abgestumpft, ideenlos und verholzt sind. Würde man sie frühpensionieren, brächten sie der Gesellschaft mehr als dem Arbeitgeber. Aber die Arbeitsgrenze ist starr und stur, jedoch nur für die Angestellten. Selbständig Erwerbenden gewährt die Gesellschaft Freiräume, den Freiraum zu arbeiten, solange sie wollen….
Sonntagnachmittag im Beizli. Am Nebentisch befindet sich ein mittelalterliches Ehepaar mit einem betagten Mann. Der Mann ist wohl der Vater der mittelalterlichen Frau im dezent beigen Kostüm. Die Frau redet auf den alten Mann ein als würde in der nächsten Minute das Sprechen polizeilich verboten. Ihr verbaler Stechschritt schmerzt in den Ohren und hallt durch den Aussenbereich. Du musst jede Minute bezahlen, das geht doch nicht Papi. Gemurmel von Papi. Die Mittelalterliche drescht weiterhin auf den alten Mann ein, doch plötzlich wechselt sie das Thema und schwenkt auf den Mahlzeitendienst ein. Inquisition: Ob er die gelieferten Mahlzeiten esse? Gemurmel. Sie…
In der NZZ am Sonntag (18.6.17) warnt ein Artikel über den Vormarsch des Antisemitismus in Europa. 72 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs, während dessen 5,6 bis 6,3 Millionen europäische Juden ermordert wurden, geistern erneut altbekannte Vorurteile und Klischees durch die Gehirne vieler Europäer. Besonders verwerflich ist der Antisemitismus bei Staatspräsidenten, zum Beispiel jenen von Ungarn und Polen. Mit längst revidierten Anschuldigungen gegen die Juden als „Brunnenvergifter“, „Räuber von christlichen Kindern“ oder „Kreuziger von Jesus Christus“ sowie mit der Kritik am Staat Israel wird der Antisemitismus wieder salonfähig. Verflogen ist die Begeisterung für das kleine Land Israel nach dem Sechstagekrieg,…
Sommer. Boote auf der Aare. Freigleitende. Zusammengefügte. Mit Einhorn und Pelikan geschmückte. So weit, so gut. Und Bum-Bum-Bum. Jedes dritte Boot verbreitet Bum-Bum-Bum. Laut hallendes Bum-Bum-Bum. Aggressive Bässe. Das gefällt. Aber gefällt es allen, die damit beschallt werden? Es gibt Menschen der leiseren Töne. Sie würden harmonisch-heitere Musik, Musik, nicht Musikschrott, von Mozart oder Telemann vorziehen. Sie sind in der Minderheit. Deshalb werden sie übertönt. Keiner der Böötler ahnt, dass es eine solche Gattung Mensch gibt. Bum-Bum-Bum. Klassische Musik scheint subversiv geworden zu sein. Die Bum-Bum-Bum-Geniessenden geben den Ton, die Musik, die Selbstverständlichkeit, dazu zu gehören, an. Wohin zu gehören?…
Dieses Sprichtwort beruht auf einer wahren (?) Geschichte. Einer der bedeutendsten Maler des antiken Griechenlands und des ganzen Altertums, Apelles, stellte eines seiner Bilder öffentlich aus. Er versteckte sich in der Nähe, um unbemerkt die Meinung der Betrachter zu erfahren. Ein Schuster meinte, auf dem Bild sei ein Schuh nicht richtig gemalt. Diese Kritik fand Apelles berechtigt. Er korrigierte das Bild. Am nächsten Tag kam der Schuster wieder. Diesmal kritisierte er die Form der Beine, die Bekleidung und noch mehr. Das liess sich Apelles nicht gefallen, trat aus seinem Versteck hervor und rief: „Schuster, bleib bei deinem Leisten!“ Heute wird…
… Menschen nach dem fünfzigsten Altersjahr oder gar jenseits des Pensionierungsalters keine Arbeit mehr finden? Wer ist verantwortlich für die gängig gewordene These, ältere Personen seien langsam, kompliziert, nicht mehr innovativ, rückwärtsgewandt, festgefahren oder sogar latent dement? Warum beschuldigt man sie, Jüngeren – vor allem Familienvätern – schliesslich selber verantwortlich für ihre Familien – die Arbeit wegzunehmen, obwohl sie mit einem beschränktem Pensum und in Nischenberufen tätig sein möchten? Es gibt Menschen, die zählen die Tage, ja die Stunden, bis zur Pensionierung. Sie verrichteten wohl eine Arbeit, die ihnen nicht viel bedeutet. Sie sitzen ihre Zeit ab, aber dann, dann…