10. April 2023 Doris Schöni 1Comment

Deine fast täglichen Abschiedsworte vor meinem Gartentor: „Ä schöne Abe und ä gueti Nacht“ wirbeln meine Gedanken durcheinander. Sie bedeuteten wenig für mich, sie waren Alltag, selbstverständlich, und ich war jeweils froh, endlich zu Hause zu sein. In den letzten Monaten hast Du Dich verändert. Dein Zeitgefühl war Dir verloren gegangen. Plötzlich besuchtest Du mich spät Abends und wusstest nicht genau, wo Du Dich vorher aufgehalten hattest. Meine Fragen beantworteste Du durch Pirouetten und Ausflüchte. Anders als vorher suchtest Du während der kurzen Spaziergängen immer wieder eine Sitzgelegenheit und schliefst auf Bänken und in Restaurants ein. Hast Du es geahnt?…

8. April 2023 Doris Schöni

Die Stimmen der Knaben im Thomanerchor, Leipzig, sind überragend. Während dreier Stunden stehen sie auf, sitzen ab und singen, wie eben die Matthäus-Passion. Die jüngsten Sänger des Thomanerchors sind etwa 8-jährig und wechseln nach dem Stimmbruch in eine andere Kategorie des Chors oder scheiden aus. Die Knaben stecken einheitlich in einer Art Matrosenanzug, einige sind bildhübsch, ob ihre Haare gelockt oder fransig sind, alle erfreuen sich einer dichten und glänzenden Haarpracht.  Nicht nur ihre Stimmen sind beeindruckend, beeindruckend ist auch ihre Disziplin, während der ganzen fast dreistündigen Passion bleiben sie ernst, albern nicht herum, stossen sich nicht, schwatzen nicht. Einige…

7. April 2023 Doris Schöni

Im Zweiten Weltkrieg haben über 50 Millionen Menschen das Leben verloren. Zynisch könnte man sagen, diese Tode hätten Platz geschafft in Europa. Wenn Originalfilme zeigen, wie die Soldaten im Russlandfeldzug buchstäblich verreckten, so bezweifelt man, dass Menschen diese Bezeichnung verdienen. Und einmal mehr imitieren Diktatoren ihre Vorgänger: Die Schlacht um Stalingrad endete mit einer Niederlage der Deutschen, da sie die Hartnäckigkeit und den Durchhaltewillen der sowjetischen Krieger unterschätzt hatten Nicht anders Putin, der ebenfalls einen Krieg anzettelte und nie mit der Hartnäckigkeit und dem Durchhaltewillen der Ukrainer gerechnet hat. Es ist schwer verständlich, dass Menschen sich mit Begeisterung und Inbrust…

5. April 2023 Doris Schöni

Der Tessiner Sergio Ermotti wird als Überbanker gefeiert und mit Lorbeerkränzen zugedeckt. Leider hat er es versäumt, als Vorbild neue Wege in der Bankerwelt zu beschreiten, was indirekt das Image der Grossbank ubs  aufbessern würde: Er, der von der ubs Millionen Franken von Boni einkassiert hat, hätte die neue Herkulesarbeit ohne jegliches Gehalt und Boni antreten müssen.  Im kapitalistischen Dunstkreis der Geldinstitute ist eine unbezahlte Arbeit per se wertlos. Deshalb liegt sie ausserehalb der Vorstellungen von Bankenbossen. Es kommt ihnen auch nicht in den Sinn, dass eine solche Einstellung das Vertrauen in die Bank stärken würde. Und Herr Ermotti braucht…

1. April 2023 Doris Schöni

 Berufliche Rückschläge überwindet man hin und wieder im Laufe des Lebens. Dank des Stehaufmännchen-Gens. Eines Tages fehlt die Kraft oder die Motivation oder die Angst vor erneutem Versagen, so versucht man nicht mehr aufzustehen. Resignation macht sich breit. Nun ist man soweit, wie alle unkten. Früher freute man sich über das weisse Haus in der Abendsonne. Früher …, vorher … . Das überlegen sich jene, die einen grundlos entlassen, nicht, und sollten sie sich dessen gewahr werden, ist es ihnen völlig egal. Hauptsache: sie haben ihre Schäfchen im Trockenen, stimmt die Tätigkeit für sie und ihre Nächsten, und das ohne…