Schauplatz: Kurzparking am Bahnhof Bern. Ich bin im Begriff, meinen Nachbarn abzuholen und da er etwas gehbehindert ist, bin ich froh, ganz in der Nähe des Ausgangs einen Parkplatz gefunden zu haben. Ein kleines Auto klemmt mich beängstigend ein. Der jüngere Besitzer steigt aus und eilt, sein Handy schwingend, in den Bauch des Bahnhofs. Mittlerweile ist mein Nachbar aufgetaucht, hat sein Gepäck verstaut, ist eingestiegen und stopft seine Pfeife. Nach einer Weile ist der Einklemmer noch nicht zurückgekehrt, also starte ich den Motor und fahre in Schritttempo rückwärts. Sanft touchiere ich die Stossstange des kleinen Autos, das mir keinen Platz…
An jenem Tag herrschte eine Hitze wie fast jeden Tag. Nach dem sengenden Aufstieg zum Chutzen (Belpberg) und einer Verschnaufpause im Restaurant und auf dem Panoramablick ging es wieder bergab. Im Restaurant Chutzen feierte eine kleine Gesellschaft die Hochzeit eines jungen Paares. Braut und Bräutigam – sie fast noch ein Teenie, blond, in einem leichten weissen Sommerkleidchen – er braungebrannt mit halblangen dunklen Haaren, in Bermudas und Turnschuhen, selbstverständlich sockenlos – liessen sich – wie heute üblich -von den ausnahmslos mit Handies bewaffneten Verwandten und Freunden, auf dem Panoramablick freudestrahlend ablichten. Auf der Hälfte des Abstiegs hörte ich jemanden hinter…
Den Rauchern ergeht es ähnlich wie den Autobesitzern. Mit hinterhältigen Tricks versucht man – man? – seit einiger Zeit uneinsichtige, also missliebige Personen zu erziehen. Unversehens prangten in Bern auf fast allen Strassen Schilder mit einer 30 km-Beschränkung. Auf dass die Velofahrer – pardon Biker – dank ihren potenten Zweirädern Autos von rechts überholen und sich hämisch grinsend direkt vor ihnen positionieren. Und wehe, man kommt ihnen zu nahe. Dann schreien sie hässliche Worte und vollführen noch hässlichere Gesten oder hauen mit der Faust aufs Blech. Die kostengünstigen Denner-Feuerzeuge veränderten sich über Nacht. Ich brauche zwei Daumen, um ein Feuer…
Mein Laptop, mein unverzichtbarer Laptop, mein Laptop, der mir jahrelang treu ergeben war, der meine Wünsche lückenlos erfüllte, der mir so nahe stand wie kaum ein beseelter Mensch, mein Laptop liegt im Sterben. Ist er moribund, weil er wegen eines heftigen Gewitters im Regenwasser stand? Ist seine Zeit abgelaufen? Hat der Mohr -ja, der Mohr (das ist von Schiller) – seine Schuldigkeit getan und kann gehen? Habe ich ihn müde getippt? Leidet er etwa unter meiner ständigen Beanspuchung an einem Burnout? Mein Computer-Guru sagt pragmatisch: ein neuer Laptop muss her. Eine kotspielige Angelegenheit … Der Laptop bekundet seine letzten Züge,…
Die Seniorenresidenz Senevita-Multengut, Muri, nahm an einer Veranstaltung der Senevita AG in Ittigen anfangs Mai 2022 teil unter dem Titel „Individualität im Alter“. Was an dieser Veranstaltung von Fachleuten vorgetragen wurde, tönt vorbildlich. Es entspricht aber nicht der Wirklichkeit. Wird zur Kenntnis genommen, dass die heutigen Alten anders sind als vorher? Es sind ehemalige 68er, sie sind politischer, aufgeschlossener, vernetzter. Anstatt „café complet“ essen sie am Abend lieber ein Steak oder einen Veggie-Burger. Sie sind auch individualistischer und haben eine klare Vorstellung, wie sie ihr Alter gestalten möchten. Vor allem, wenn sie sich relativ guter Gesundheit erfreuen, möchten sie unabhänig…
Bin ich nicht ein Opfer meiner selbst, wenn ich dauernd in Geldnöten stecke? Mein ehrenamtlicher Finanzberater hat recht, mich mit Vorwürfen zu überschütten, da ich einfach zu viel Geld verpulvere. Er hat auch recht, mir vorzuwerfen, ich sei uneinsichtig. Ich habe es nicht gelernt, ich lerne es nicht, mit weniger Geld als früher auszukommen. Mein Finanzberater behauptet, ich verfüge über mehr Geld als viele vierköpfige Familien. Sparsamkeit ist für mich der Gipfel des helvetischen Bünzlitums. Ordnung ebenfalls. Ich lebe in einem Chaos ohnegleichen. Muss ich mit 82 Jahren meine Mentalität ändern? Ja, ich müsste. Besonders, da ich langsam einsehe, dass…
Ein entfesseltes Gewitter tobt über Muri. Blitze jagen am dunkelrosa Nachthimmel, Donner kracht einen Augenblick später mit einer angsterregenden Lautstärke; dann setzt Regen ein, Regensturm, Wasserfontänen, die auf Rasen und Weg einpeitschen. Ich sitze auf der Veranda, lichtlos, lediglich das grellrote Aufleuchten und das Grollen als Begleitung. Der filigrane Vorhang einer verblühten Clematis gibt Schutz vor den fetten Tropfen, die mitunter schräg auf dem Verandaboden explodieren. Es ist noch immer heiss, schwül, drückend, trotz des Gewitters. Da sitze ich und beruhige meinen Hund, der mich vor 13 Monaten verlassen hat, und schreckliche Angst vor Gewittern erlebte, so dass sie, die…
Es begab sich, dass anfangs Juli eine Kongolesin einen Schweizer heiratete – als Gotte (im Alemannischen die Bezeichnung für Patin) der Braut war ich dazu eingeladen. Als ich mit Verspätung eintraf, beruhigte mich die Mutter der Braut mit der Mitteilung, die Verspätung sei allgemein. Ein Chaos? Die grosse Halle war zum Bersten voll. Kinder und Erwachsene, dunkelhäutiger und weisser Hautfarbe, wirbelten durcheinander. Am Kopfende des Saales befand sich eine Empore mit zwei hohen, vergoldeten Sesseln – für das Heiratspaar – und einigen normalen Stühlen. Gleich daneben war der DJ untergebracht, er verfügte über vielfältiges Material, über welches ein DJ verfügen…
Die TV-Sendung „Schweizer wandern aus“ führt mitunter zur Überzeugung: zum Glück sind wir die los. Mit „die“sind zwei Zürcher Frauen, 23- und 28-jährig, gemeint. Die beiden Girls sind einfältig und vulgär und haben nur einen Wunsch. in Barcelona Parties zu feiern. Sie eilen halbnackt über Barcelonas Ramblas, gierig, von Männern aufgegablet zu werden, lassen sich in deren Autos betratschen, jubeln „geil, geil“ und „mega, mega“. In breitem Zürideutsch bekunden sie, dass sie sich für nichts, aber auch gar nichts interessieren als für Parties. Die Ältere von ihnen, die ihre übervollen Brüste grosszügig zur Schau stellt, ist um einige Schattierungen primitiver…
Sie sind nicht zu vermeiden, diese immer länger und dümmer werdenden TV-Reklamen, lediglich auf deutschen Kultursendern wie 3Sat, Arte und ZDF-Info wird man davor verschont. Meistens vergällt zudem überlaute, aggressive Musik die „Mission“ der Produkte, die je nach Uhrzeit das oder jenes Zuschauersegment zum Kauf animieren will, am Abend werden junge, urbane, modische Frauen und Männer ins Visier genommenund und Estrahlende Familien , nach Mitternacht kommt Schlüpfriges, aber für wen eigentlich? Sicher nicht für Früharbeitende – das sind ja sozusagen alle Schweizerinnen und Schweizer -, für Omas und Opas? Diese legen sich gewohnheitsmässig ebenfalls frühzeitig zu Bett. Die Verantwortlichen der…