Es ist zum Auswachsen: Wie kommt der Blog, das heisst dessen Mitarbeiter, dazu, Zensuren für die „Lesbarkeit“ zu erteilen? Ständig wird man beim Schreiben darauf aufmerksam gemacht, ob die „Lesbarkeit“ O.K. oder verbesserungsbedürfig ist. Wer sind diese anonymen Besserwisser? Sind sie ausgebildet oder benoten sie nach Lust und Laune? Haben die Blog-Verfasser einen schreibenden Beruf, sind in Orthographie, Interpunktion, Morphologie also bewandert, ist es besonders ärgerlich, wenn nach irgend einem mysteriösen Schema, das wohl Fremdwörtern abhold ist, be- und geurteilt wird. Werfen Sie doch bitte diese rot-orange-grüne Ampel auf den Müll, Ihre Zensuren sind überflüssig und diskriminierend. P.S. Dieser Text…
Der Bericht „Liebe – gibt es sie?“ betraf die Liebesnöte älterer Männer. Und jene älterer Frauen? fragte ein älterer Leser. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen in der späten Liebe besteht darin, dass die reifen Frauen ein anderes Verhältnis zu ihrem Körper haben. Sie vergleichen zwischen vorher und nachher, das heisst, sie sehen sich realistischer und leiden unter den altersbedingten Veränderungen. Vielfach empfinden sie Scham über die Schlaffheit des Fleisches. Waren sie als jung freizügig, ihre Körper zur Schau zu stellen, so entwickeln sie mit zunehmendem Alter eine Art Prüderie, oder besser: Dezenz. Diese geht den meisten älteren Männern völlig…
In nächster Umgebung leiden einige Menschen an der Liebe. In den meisten Fällen handelt es sich um Männer zwischen 60 und 70. Einer träumt von der Leidenschaft zwischen ihm und seiner Freundin wie sie vor 30 Jahren war. Ein anderer wirbt seit vielen Jahren um die Liebe einer Frau, die sie nicht geben kann, weil sie keine zu geben hat. Dass eine Leidenschaft von begrenzter Dauer ist, sollte einem 70-Jährigen bekannt sein. Warum kann er nicht akzeptieren, dass sich die leidenschaftliche Liebe im Laufe der Jahre wandelt, zu einer Freundschaft wird und auf einer viel stabileren Basis steht als zuvor?…
… als wir nachmittags Brownies buken? Einen Browniekuchen, dem wir einen ganzen Stängel Gras beifügten. Stängel aus dem Growland, als dieses noch nicht geschlossen worden war. An Samstagnachmittagen war dort Betrieb wie an den Champs-élysées. Die Auswahl war gross, man bekam alles, was man sich auch wünschen mochte. Es herrschte eine friedliche Atmosphäre. Kein Gerangel, niemand preschte zum Nachteil anderer nach vorne. Ja, die Kasse klingelte. Aber sie klingelt auch, wenn Wein eingekauft wird. Den Kuchen schnitten wir in Stücke, die wir in Plastikbeutel versorgten und dann tieffroren. Die Beutel teilten wir brüderlich. Weisst du noch, als wir nach dem…
… im rosenroten Bademantel, aus dem das Nachthemd zipfelt. Sie möchte auf die Toilette. „Aber dort waren Sie ja gerade“, wirft ein Pfleger ein.“Hallo, hallo, ich will auf die Toilette“. Man führt sie hin. Nun kommt ein eleganter Herr mit Rollator etwas zu spät – es ist 17.30 – zum Abendessen. Er bleibt stehen und fragt: „Sie Sie sein Schätzeli?“ „Nein, ich bin seine Schwägerin“. „Ach so, er ist ihre Schwägerin.“ „Nein, er ist mein Schwager“. „Jaja“, antwortet der elegante Mann, „seine Frau. Die hat es gar nicht leicht“ und stolpert an seinen Platz. „Hallo – hallihallo“, der rosenrote Bademantel…
Es gibt Menschen, die bringen es nicht übers Herz oder über ihren Geist, sich zu entschuldigen. Sie fühlen sich im Recht, haben immer recht und beharren auf ihrem Recht. Begangene Fehler einzugestehen braucht eine gewisse Grösse. Die Grösse, sich in Frage zu stellen. Die schöne Geschichte begann mit einem Zwist. Ohne zu überlegen bedachte eine Frau einen Mann mit einem Vorwurf. Der Vorwurf entsprach der Wirklichkeit. Doch der Augenblick, ihn zu äussern, war denkbar schlecht gewählt. Die Äusserung geschah nicht unter vier Augen, sondern im Beisein anderer Menschen. Der Mann reagierte empört. Er drohte mit allerhand Konsequenzen, die nicht nur…