Empathie ist das Vermögen, sich in Eigenarten eines Gegenübers z. B. mit anderem kulturellem Hintergrund einfühlen zu können. Letzthin weinte und heulte ich jämmerlich und meine achtjährige Border Collie-Hündin begann ebenfalls zu heulen. Sie hörte erst damit auf, als ich sie streichelte und mit erstickter Stimme tröstete. Auf dem nachfolgenden Spaziergang lief sie nicht laut bellend vor mir her, sondern blieb dicht hinter meinen Beinen, ihre Nase klebte an meinen Hosen. Auf meine wiederholten Aufforderungen, doch bitte nach vorne zu gehen, reagierte sie nicht. Wenn ich hin und wieder einen Schluchzer nicht unterdrücken konnte, stubste sie mich in die Wade. …
Wenn man für eine jüngere Person seinen Arbeitsplatz räumen muss, ausgebootet, ausgegrenzt, abgetan wird, begegnet man brutal und unerbittlich der Stunde der Realität: Nun bist du plötzlich von einer Minute zur anderen das, was du immer vergessen, das heisst, verdrängt hast: Alt, uralt. Das schwarze Brett, an dem noch vor einigen Wochen – übereinander geschichtet – Aufträge hingen, ist nun leer. Leer ausser einigen Zetteln für Arzt- und Zahnarzttermine. Sie bestimmen nun, wie bei den meisten alten Menschen, deinen Tagesablauf. Wenn man derart abrupt ins Eiswasser gestossen wird, ist guter Rat teuer. Nur Gemeinplätze bleiben. Billiger Trost für Schiffbrüchige, die…
Ein ehemaliger Chef hat einen Abschiedsbrief an seinen Hund als Leserbrief abgeschmettert. Der Brief hätte folgendermassen gelautet: Lebwohl, lieber Aussie, alter Freund, Im Laufe der vergangenen zehn, elf oder zwölf Jahren hast Du Dich vom Junghund zum Senior entwickelt. Viele Deiner Gewohnheiten sind aber geblieben: Als Jungspunt hast Du mich jeweils vor Freude fast umgestossen und Dich dann vor mir zu Boden geworfen, auf dass ich Deinen Bauch kraulte. Du konntest nie genug bekommen und bist mir auf Schritt und Tritt gefolgt, und zwar solange, bis Du angeschrieen wurdest: „Geh ins Haus“. Das Haus bedeutete nicht ein Haus, sondern ein…
Man schreibt Blogs, damit sie gelesen werden. Allerdings verliert man mit dem Anspruch, gelesen zu werden, einen Teil der Freiheit. Man könnte Vorfälle beschreiben, Kritik an gewissen Umständen äussern, Personen, die einem zuwiderlaufen, treffend charakterisieren und damit beleidigen. Dann kommen Freunde und schelten: „Das kannst Du nicht schreiben. Lösche dieses Thema“. Sie verhalten sich derart apodiktisch, dass einem der grosse Zweifel übermannt. Vielleicht meint der Freund es gut mit einem. Möglicherweise ist er ängstlich und feige und spricht einem deshalb die Meinungsfreiheit ab. Und wenn er recht hätte? Offenbar sind jene Blogger am erfolgreichsten, die im Mainstream schwimmen. Die sich…
Prolog In den achtziger und neunziger Jahren besuchte ich anlässlich von Aufenthalten in Nigeria zweimal Susanne Wenger in Oshogbo. Sie war schon damals eine ältere Dame, aber voller Leben und Begeisterung. Recherchen – die in einem mittlerweile verlorenen BUND-Artikel ihren Niederschlag fanden – ergaben, dass sich Susanne Wengers Ursprung nicht (wie in allen Berichten und Biografien über sie) in Österreich befand, sondern in Bern. Sie war ihr Leben lang eine Angehörige der Burgergemeinde Bern. Dass nicht-schweizerische und nicht-bernische Kunsthistoriker diese Tatsache ignorierten, ist begreiflich. Das Interesse an der Burgergemeinde reicht kaum über die Berner Kantonsgrenze hinaus. Auf der anderen Seite…