27. April 2018 Doris Schöni 0Comment

Im BUND vom 27. April berichtet Marianne Mühlemann vom schwindenden Interesse der Bevölkerung an klassischer Musik. Der klassische Musikbetrieb sei in Gefahr, schreibt die Journalistin, und zwar nicht nur in Bern. Studien belegen, dass die Nachfrage nach klassischen Konzerten in den nächsten Jahren drastisch zurückgehen werde, weil sich die Bedürfnisse des Publikums ändern. In ihrem Bericht zitiert Marianne Mühlemann den Präsidenten des Stiftungsrates KTB Marcel Brüllhart: „Bezüglich Programmierung wird man wohl auch prüfen, ob genreübergreifende Konzerte als Sonderformate, etwa hin zu Jazz, Pop oder Hip-Hop, geeignet wären“.

Änderungen im Freizeitverhalten der Menschen sind nicht aufzuhalten. Aber immer mehr verabschiedet sich der heutige Mensch von Werten, die zur allgemeinen Bildung gehören. Was dabei bedenklich ist: Der Homo sapiens des 21. Jahrhunderts verweigert jede Anstrengung, es ist ihm zu mühsam, Bücher zu lesen und sich mit klassischer Musik zu befassen. Alles muss „easy going“ sein, ohne Mühe erhältlich, schnell verfügbar, gedankenlos konsumierbar.

Wer ist verantwortlich für diesen Niedergang der europäischen Kultur? Warum versagen die Eltern, warum versagen die Schulen , die es vernachlässigen, Kinder mit der klassischen Musik vertraut zu machen? Ist es wieder dieses Vorurteil allem vermeintlich Elitären gegenüber? Ist der Populismus zu einem MUSS geworden? Cinedomes mit Blockbusters boomen, und der Populist merkt nicht, dass es dabei lediglich um die Einnahmen des Betreibers geht. Anstelle von Sportbars mit Fussball- und Eishockeyübertragungen sollten die Eigner solcher Etablissements die Grösse haben, kulturelle Veranstaltungen mit klassischer Musik und Opernübertragungen anzubieten.

Frage an die Verachter der klassischen Musik: Soll ein musikalisches Erbe verschwinden?

P.S. Sind wir wieder in der Spätantike angekommen, das heisst, im römischen Reich, das 476 n.Chr. zusammen mit der antiken Kultur untergegangen ist? Und merke: Mit Rom verschwand nicht nur ein Herrschaftssystem, sondern eine ganze Zivilisation. Wasserleitungen wurden unterbrochen, Strassen verloren sich in neuen Wildnissen, Stadtzentren zerbröckelten, Sprachen verwandelten sich, Götter wurden fremd, Bibliotheken versanken. (s. Gustav Seibt in: Süddeutsche Zeitung, 17.5.2010)

 

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